wohl sein Gewissen sein, das ihn drückt, um schwerer Verbrechen willen; denn er war früher ein rascher, schnellfertiger und jähzorniger Mann.“ –
Wenn Herr Arbogast aber wieder heimkam von seinem Jagdzuge, so saß er wieder stumm in der Halle, und mußt’ Alles still um ihn sein, gleich ihm selber. Ja es war ihm recht zuwider, wenn sogar sein eigener, einziger Sohn, der Zwillingbruder seines verlorenen Lieblings, in kindlicher Unschuld um ihn spielte, oder ein kindisches Wort zu ihm sprach. Selbst sehen mochte er ihn nicht einmal um sich, und schien ihm ordentlich gram zu sein. Darum hatte er ihn auch schon als kaum lallendes Kind der Pflege des alten Leuthold übergeben, der mit recht väterlicher Sorgfalt über seine Jugend wachte.
Adelbert aber, das war der Knabe des Ritters, wuchs in fröhlicher Unschuld heran, und ward ein schönes Bild der blühendsten Anmuth. Nach dem Willen seines Vaters lernte er zwar von dem Leuthold bei heranwachsenden Jahren die Armbrust spannen, Schwerdt und Rosse lenken, und Speere und Streitaxt führen. Wenn aber die Uebungsstunden vorbei waren, dann schnallte er Schwertgehäng und Sporen fröhlich ab, und hängte die Armbrust an ihren Nagel; und dann gings hinaus zu den Kindern der Hirten im Thale, und da lebte er erst recht auf bei alten Mährchen,
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_087.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)