dar, und sprach: „Ich dank’ Euch, Herr, daß Ihr die Barmherzigkeit mit mir gehabt habt, und mich wärmen lasset. Ich möcht’ Euch auch gar gern einen Gefallen dagegen thun. Da nehmt das Rüthlein, und berührt jeden der vier Steine damit, und Ihr werdet mir’s danken, daß ich zu Euch gekommen bin.“
Aber Brunnenstark wollte das Rüthlein nicht annehmen, sondern sprach: „Du bist eine alte Thörin mit deiner Ruthe.“ Sie ließ aber nicht ab zu bitten, bis er die Ruthe nahm, und jeden der Steine damit berührte.
Als er aber der Alten die Ruthe wieder gegeben hatte, fühlte er’s unter sich regen. Er sprang auf, und siehe, der Stein, darauf er gesessen, dehnte sich, und gestaltete sich, und es ward ein Löwe daraus, gleich dem seinigen. Und jetzt dehnte sich der andere Stein, und es ward ein Bär daraus, welcher dem seinigen gleich. Und jetzt dehnte sich der dritte Stein, und es ward ein Wolf daraus, gleich seinem Wolfe. Und jetzt dehnte sich noch der vierte Stein, darauf die Alte saß. Da machte Brunnenstark sie schnell los und wand ihr die Ketten ab vom Leibe, womit er sie umschlungen. Und sie stand auf. Siehe! da gestaltete sich dieser vierte Stein nach und nach zur menschlichen Gestalt, und es ward ein Mensch, der sich aufrichtete und die Augen ausrieb, als stünd’ er vom Schlafe auf. Und da Brunnenstark ihn ansah, erkannte
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)