umgeben. Aber die weiße Hirschin war schon verschwunden, ob er ihr gleich auf den Fersen gefolgt war. Da gab er’s denn auch auf, sie zu erlegen, und beschloß, die Nacht hier zu bleiben unter freiem Himmel.
Darum sandte er jetzt seine Thiere aus, daß sie sich Futter suchten, und ihm auch etwas zum Abendmahl mitbrächten. Und als er jetzt hintrat, sich einen Ort auszusuchen, wo er ein Feuer anzünden könnte, sah er da liegen vier schöne, glatte, viereckichte Steine, und darzwischen sah er noch aufgestellt einen Waidmanns-Bratspieß, wie ihn der alte Waidmannn, sein Pflegvater und Lehrherr zu machen gepflegt, und daran hing noch ein ganzes Gerippe von einem Hasen, das war abgewaschen vom Regen und weiß gebleicht von dem Sonnenschein. Und er dachte daran, daß hier auch wohl ein Waidmann müßte gehauset haben. Aber der Ort gefiel ihm über die Maßen, und setzte sich auf einen der vier Steine, und zündete sich ein Feuer an. Und als seine Thiere wieder kamen, legte ihm der Löwe einen Hasen vor die Füße, dem streifte er den Balg ab, und machte ihn zurecht und steckte ihn an den Spieß, von dem er zuvor das weißgebleichte Gerippe abgeworfen.
So saß er denn, und harrete bis sein Hase gebraten wäre, und drehte den Bratspieß, und die Flammen leckten hinauf,
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)