Land bestellte. Aber nirgendwo hatte er Dank angenommen von den Königen und Fürsten, deren Reichen er wohlthätig war, und wiewohl ihm mancher König seine Tochter zur Gemahlin und sein Land zum Erbe geben wollte, so hatte er’s doch nicht angenommen. Denn er sprach: „Ich werde Brunnenstark genannt, darum, daß ich stärker bin, als die übrigen Männer alle. So muß ich denn auch überall helfen allem Volke, wo die andern Menschen nicht zu helfen vermögen.“
Und so zog er umher fünf Jahre. Da lebten alle Völker fern und nah in guter Ruhe; denn alle Ungeheuer hatte er schon vertilgt allenthalben. Da dacht’ er eines Tages bei sich selbst mit Verdruß daran, daß er nun nirgend mehr Arbeit fände, wohin er komme, und beschloß, jetzt doch einmal nachzusehen an jenem Scheidewege, da er von Brunnenhold gegangen war, ob die Messerlein noch in dem Stamme der Eiche steckten, und ob sein Bruder noch am Leben sei, und ob es ihm wohlgehe.
Und des andern Tages machte er sich auf von dannen, weit zurück, von wannen er gekommen war; und kam wieder an den Scheideweg, da er sich geschieden hatte von seinem Bruder. Als er aber von ferne kam, sah er schon hoch wehen den Wipfel der alten Eiche.
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)