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Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 067.jpg

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Da erbarmte sich Brunnenhold ihrer, und dachte, er müsse ihrer Schwachheit nachsehen, weil sie sonst erfrieren möchte. Denn ihm dünkte selbst die Nacht sehr kühl, und sprach zu ihr: „Nun thöricht altes Weib! so rühr’ sie an mit deiner Ruthe. Doch hüte dich, das sag’ ich dir, – du darfst sie nur anrühren. Thust du einem weh, so jag’ ich dich davon, und wenn du auch erfrieren mußt.“

„Ach nein!“ antwortete die Alte ganz erfreut: „Du sollst es sehen, ich rühre sie nur an.“ Und als sie das gesagt, ging sie um Brunnenhold und seine Thiere herum, und berührte die Thiere mit ihrem Rüthlein, und murmelte etliche Worte dabei. Aber als sie so jedes berührt hatte, berührte sie auch Brunnenhold. Da sank er mit seinen Thieren zusammen, und wurden alle, jedes ein glatter viereckichter Stein.

Da aber Brunnenhold am andern Abend nicht nach Hause kam, ward seine Gemahlin Helgrita sehr traurig. Und da er am dritten und vierten Abend noch nicht kam, so sandte sie Boten aus nach allen Forsten, in alle Gehege des Reiches, ihn zu suchen. Als aber die Boten nach zwei Tagen wieder kamen, und ihn nicht funden hatten, da sandte sie abermals Boten aus, im ganzen Lande umher. Aber sie kamen nach drei Monaten wieder, und hatten ihn alle nicht funden.

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)