den schattigen Garten des Schlosses führte, klang eine liebliche Hörnermusik herein, und vermehrte die Freuden des Mahles. Und sie saßen und schmauseten bis spät in die Nacht, und der Becher der Freude machte oft die Runde an der festlich erleuchteten Tafel. Und der alte König trank oft auf das Wohlsein des Brautpaars aus seinem goldenen Becher, denn ihm gefiel sein neuer Eidam über die Maßen, und rühmte sich oft als den glücklichsten Menschen unter dem weiten Himmel.
Aber die Freude des alten Königs währte nicht lange. Denn Brunnenhold half ihm zwar in seinen Regierungsgeschäften, wo er konnte, und zeigte sich so mild gegen die Unterthanen, daß alles Volk ihn lieb gewann. Aber als ein guter Waidmann trieb er auch gern bisweilen das Waidwerk, und jagte mit seinen treuen Thieren in den herrlichen Forsten des Reiches, und kehrte oft erst des andern Tages zurück zu seiner Gemahlin. So geschah es auch eines Tages, daß er Abschied nahm von ihr, und versprach, noch desselbigen Tages wieder zu kommen. Er jagte aber lange, und schickte seine Thiere aus nach allen Richtungen. Aber
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_063.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)