Nuß. So ihm aber diese zu schwer oder zu groß wäre, würde er doch lieber den Kern behalten, als die Schale!“
„So aber einer,“ sprach Brunnenhold ferner, „den Kern der Nuß besäße, und ein Andrer die Schale, welcher müßte die ganze Nuß wohl eher besessen haben? Der mit dem Kern, oder der mit der Schale?“
„Ei, der den Kern hat, doch gewiß, oder es müßte denn Einer grade ein Thor gewesen sein, daß er den Kern weggeworfen,“ sagte da der König mit lachendem Munde.
„So mein’ ich’s auch, mein großer und weiser König!“ sprach Brunnenhold. „Nun erweiset mir noch eine Gnade, und wollet mir die Drachenköpfe hierher bringen lassen.“ Und der König ließ sie herbei bringen. Aber Brunnenhold setzte zur Verwundrung Aller, die gegenwärtig waren, und zum Schrecken des Kohlenbrenners, jedem der Drachenköpfe die Zähne ein, die er ihnen ausgenommen, und mit sich gebracht hatte. Und als sie alle eingesetzt waren, und einpaßten, wie eingegossen, fragte er: „Wer hat die Köpfe wohl eher gehabt? ich oder der Betrüger dort, den Ihr zu Euerm Eidam machen wollet? – Sehet, die Köpfe sind die Schalen, die mir zu schwer waren und zu groß, mit mir zu tragen, und die Zähne sind die Kerne.“
Darauf wandte er sich zu dem Kohlenbrenner, und sagte: „Gestehe nun selbst, was du gethan!“ Und der König
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)