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Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 052.jpg

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Ritzen gesehen, als er fortging. Und die Köche und der Küchenmeister stiegen wieder aus dem Schornstein herab, und wischten sich den Ruß von den Kleidern und den Rauch aus den Augen, und waren alle erstaunt über den Vorfall. Aber Helgrita lächelte sanft, und war gutes Muthes, denn sie hatte jetzt neue Hoffnung, daß ihr wahrer Erretter sich ihrem Vater darstellen würde.

Aber Brunnenhold hatte indessen bei seinem frischen Trunke gesessen, und der Wirth hatte hinaus gesehn nach der Straße, wo der Löwe herkommen mußte. Als er ihn aber von ferne kommen sah, und die blitzenden Steine sogleich an seinem Halse erkannte, da setzte er sich auf den nächsten Stuhl, sich von seinem Schrecken zu erholen, und schrie: „Ach, meine hundert Goldstücke! meine hundert Goldstücke!“

Aber Brunnenhold freuete sich, als ihm der Löwe das Halsband brachte, denn er erkannte daraus, daß Helgrita noch seiner gedenke. Und als der Wirth sogleich seufzend ging, und mit Thränen wieder kam, und im die hundert Goldstücke darzählte, sagte er lachend: „Nun, wie siehts? wollt Ihr noch einmal mit mir wetten, Herr Wirth?“

„Nein, nein!“ antwortete der Wirth, „Ich hab’ genug an dem einen Male!“ und betrachtete sein Geld noch einmal, und seufzte: „Das schöne Gold!“

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_052.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)