nun, ein Wirth muß sich schon in die Laune seiner Gäste zu finden wissen.“
Da ward Brunnenhold aufmerksam, und fragte ihn: „Ei, lebt der Drache denn noch?“
„Bewahre! bewahre nein! der ist todt. Es gibt gottlob! jetzt keinen Trauerzug mehr da hinauf!“ antwortete der Wirth. Und als Brunnenhold weiter fragte, wie das komme, sagte er: „Seht, es haben’s zwar schon Etliche versucht gehabt, den Drachen zu erlegen, aber noch Keiner war so klug, ihm seine Köpfe am Hals zu lassen, und ihm auf eine Art das Leben zu nehmen. Da kam der Kohlenbrenner auf den Gedanken, und schlug ihm an jedem Kopfe den Hirnkasten ein mit einer Keule, so konnte kein einziger Kopf mehr nachwachsen, geschweige zwei.“
Da lachte Brunnenhold, und sagte zum Wirth: „Ihr seid doch ein lustiger Kammerad. Warum stellt Ihr Euch denn so gar unwissend?“
Aber der Wirth sah ihn befremdet an, und wußte nicht, was er sagen sollte, und erstaunte noch mehr, als er merkte, daß Brunnenhold den Drachen erlegt haben wollte, und wußte nicht, ob er’s glauben sollte, oder nicht. Und als Brunnenhold merkte, daß er zweifelte, sagte er ihm: „Seht, ich schicke meinen Löwen hinauf in des Königs Schloß, und der muß den Halsschmuck der Königstochter herunter bringen,
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_048.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)