willst. Es wird Keiner ein Narr sein, und den Hals dran wagen.“
Aber Brunnenhold schwieg still, trank seinen Becher leer, und stand auf und fragte den Wirth, was er schuldig wäre, und bezahlte seinen Trunk, und wollte weiter gehen. Da sah ihm der Wirth in’s Gesicht, schüttelte den Kopf, und sprach: „Hört, junger Herr, was habt Ihr im Sinne? Ich seh’s Euch an, Ihr führt was im Schilde. Warum wollt Ihr so schnell wieder fort? Ihr werdet’s Euch doch nicht gelüsten lassen nach dem Drachen?“
Da sprach Brunnenhold: „Nun, und wenn auch, was wär’s denn?“
Aber der Wirth schrie: „Was? Ihr wollt Euer junges Leben auf’s Spiel setzen? Denn verloren seid Ihr mit sammt Euerm glatten Gesicht und Euern blonden Löcklein, und Euern blauen Augen, wenn Euch der Drache ansieht mit seinen Feueraugen. Das ist kein Spaß, Herr, so ein Drache. Ihr mögt ein guter Waidmann sein; aber so ein Drache gehört nicht in’s Waidwerk. Das ist ein gar erschreckliches Wildbret. An den haben sich schon Ritter und Helden gemacht, und haben nichts ausgerichtet. Nein, folgt meinem Rathe, und bleibt hübsch hier, und wohnt den Trauerfesten mit bei. Es wird einen gewaltigen Zug heut geben nach dem Drachenstein. Der König, hab’ ich gehört, will selbst
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)