der Welt. So wurden sie denn eins, am ersten Scheideweg sich zu trennen, und einer rechts, der Andere links zu ziehen.
Als sie aber an den ersten Scheideweg kamen, blieb Brunnenhold stehn, und zog sein Messerlein neben dem Jagdmesser hervor, und steckts bis an das Heft in einen starken Eichenstamm, der an der Scheide des Weges stand, und sagte: „Thue Du auch so, auf daß jeder ein Zeichen habe, wenn er zurückkommt, ob der Andere noch am Leben ist.“ Und Brunnenstark zog auch sein Messerlein, und steckts in den Eichenstamm bis an das Heft. Dann umarmten sie sich, und schieden von einander, und versprachen, nach etlichen Jahren wieder zu kommen, und zu sehen nach den Messern, ob sie nicht rosteten. Und sie zogen ein jeder seine Straße, einer rechts, der andere links.
Brunnenhold war aber die Straße rechts gezogen vom Kreuzweg, und zog weiter und immer weiter durch Feld und Flur, über Berg und Thal, und trieb sein Waidwerk nach Lust und Gefallen, heute hier, morgen dort. Und so kam er eines Tages an eine große Stadt. Als er aber eintrat ins Thor, war Alles an den Häusern behangen mit schwarzen Tüchern, und statt der Fahnen weheten vom Rathhause lange Trauerflöre. Auf den Straßen herrschte überall eine Todtenstille, und kein Mensch ließ sich sehen.
Da trat er in eine Herberge und forderte sich beim
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)