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Seite:Grimm Linas Maerchenbuch II 029.jpg

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einer fremden alten Frau bekommen, die jetzt wohl schon lang in der Erde ruht. Sie sagte mir dabei, ich sollte sie dereinst meinen Söhnen geben, und wenn die einmal von einander schieden, so sollten sie an dem Kreuzwege, da sie schieden, die kleinen Messerlein neben in den Stamm eines Baumes stecken. Wer dann von den Brüdern zuerst wieder an jenen Baum komme, sollte des andern Messer herausziehen. Sei es noch blank, so sei das ein Zeichen, daß sein Bruder noch lebe, und daß es ihm wohl gehe; sei es aber rostig, so sei das ein Zeichen, daß er todt sei oder doch in Lebensgefahr schwebe. – Seht,“ sagte sie weiter, „der Himmel hat mich nicht mit Kindern gesegnet, und darum lagen die beiden Jagdmesser bis jetzt immer oben. Jetzt seid ihr meine Söhne, und könnt sie vielleicht brauchen. – Aber, ach, mir ist, als säh ich euch nie wieder.“ Als sie das gesagt, barg sie ihr Gesicht in ihre Schürze, und ließ ihren Thränen den Lauf.

Darauf wandte sich der Alte zu ihnen, und sprach: „Seht, ich weiß wie’s junge Blut ist. Ich war ja selbst einmal jung. Da denkt man hinter den Bergen seien lauter Paradiesgärten, und die gebratenen Tauben fliegen Einem von selbst in das Maul. Aber ja prosit! man muß sie dort auch erst erlegen und rupfen und braten, wie hier. Und manchmal gehts noch schlimmer; man sieht gar keine,

Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)