Aeuglein, als wollten sie mir sagen, wir sind hilflos; nimm dich unser an.“
Da antwortete ihr die Amme: „Wenn Ihr also meinet, so laßt uns hier am Wasserquell warten, und sehen, ob ihre Mutter nicht nahet, sie zu holen. Lasset uns harren bis zu Sonnenuntergang, denn so lange lässet keine Mutter ihr Kindlein hilflos allein.“ Und sie stellten sich hinter die Bäume, und harrten, ob niemand sich nahe, nach den Knaben zu sehen. Aber es ward Abend, und niemand war gekommen. Da traten sie hinzu, und Armina nahm die frommen Kleinen auf ihren Arm, und stieg mit ihnen in ihr Schifflein, und die Amme folgte ihr, und wünschte sich wieder weg, weit weg auf ihre friedliche Insel im großen Meere, und beschlossen jetzt hier zu bleiben, bis die Knäblein etwas heran gewachsen wären, damit sie nicht krank würden von dem beständigen Wechsel der Luft. Und Armina pflegte sie als Mutter, und sorgte für sie.
Da trat eines Tages die Amme zu ihr und sprach: „Ihr habt die Knaben jetzt schon ein Paar Monate, und noch habt Ihr ihnen keinen Namen gegeben. Wie denket Ihr sie denn zu nennen?“
Da besann sich Prinzessinn Armina einen Augenblick, und dann sprach sie: „Es ist wahr, sie müssen jeder einen Namen haben, damit man sie rufen könne, wenn sie größer
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)