– und siehe! der Pomeranzenkern zog die Schale, darin er lag, tief, tief herunter, und die Schale, darin das Kleid lag stieg hoch, hoch in die Höhe, als sei gar nichts darinnen.
Darob erstaunten und freueten sich die Großen des Hofes und die Räthe, und überhäuften den Künstler mit Lob und Ehre, und ließen ihm auf der Stelle aus der Schatzkammer des Reiches vorwägen ein hundert Pfund Goldes. Aber Armina und der König erstaunten zwar auch, doch sie erblaßten dabei vor Schrecken, als sie sahen, daß der Wunsch erfüllt war, den die Königstochter darum gethan hatte, weil er ihr unerfüllbar geschienen.
Des andern Tages sollte Armina nun ihren zweiten Wunsch nennen. Da ging sie gegen Abend wieder mit ihrer treuen Amme im stillen Kämmerlein zu Rath. Und als sie am andern Tage vor den Großen des Hofes und Räthen ihres Vaters um ihren zweiten Wunsch befragt wurde, verlangte sie ein Bild, nicht größer als die kleinste Geldmünze, darauf abgebildet wäre, ihres Vaters Schloß und ihr Vater selbst, heraussehend aus dem Fenster des Schlosses einem, und doch alles erkennbar, besonders das Bild ihres Vaters getroffen. So fein und doch so treffend zu mahlen, hielten zwar alle für unmöglich, aber die Großen vom Hofe und
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_014.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)