Theilnahme an Euern Sorgen für Euer Reich tröste, und durch freundliches Gespräch Eure trüben Stunden Euch erheitere.“
Während solcher Rede liefen aber dem König die Thränen über die Wangen, und er sagte ganz bewegt: „O, meine Gemahlin, was verlangst Du von mir? Wie kann ich Dich vergessen, und eine andere Gemahlin nehmen? Denn wo lebt eine Seele noch wie du, so fromm, so gut?“
„Du sollst mich auch nicht vergessen, und wirst es nicht,“ sagte darauf die Königin mit Rührung. „In Deiner künftigen Gemahlin sollst du mich noch ehren und lieben. Denn, wenn sie mir ähnlich sieht am Leibe, so ist sie mir auch ähnlich an Güte und Frömmigkeit; und ist sie mir auch darin ähnlich, so ist sie ja Eines mit mir, und ich lebe Dir in ihr, wenn ich gleich gestorben bin. O, versprich mir, meine Bitte zu erfüllen! Sieh, ich werde immer schwächer. Laß mich diesen Trost mit mir nehmen in das Grab.“
Mit diesen Worten sank sie nieder auf ihr Hauptkissen, und war ganz ermattet. Da versprach ihr der König mit einer von Thränen fast unterdrückten Stimme, ihr Begehren zu erfüllen. „Dank, Dank,“ sprach sie, „nun bin ich ruhig.“ Darauf lag sie noch etliche Tage, und segnete ihre Tochter am letzten, und starb.
Als sie aber todt war, ließ der König sie begraben mit allem Aufwande, und errichtete ihr ein kostbares Denkmal
Albert Ludwig Grimm: Lina’s Mährchenbuch, Band 2. Julius Moritz Gebhardt, Grimma [1837], Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Grimm_Linas_Maerchenbuch_II_005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)