Am dritten Osterfeiertage des Jahres 1278 ist ein Bürger zu Grimma, Namens Nicolaus, mit seiner Ehefrau Christiane zum Grabe des H. Benno gekommen und hat erzählt, er habe einen halbjährigen Knaben gehabt, dem innerhalb 16 Wochen ein Höcker in Gestalt eines Kopfes gewachsen sei; nachdem sie das Kind aber dem H. Benno geweiht, habe sich die ganze Erhöhung wieder verloren. Dies bestätigten Beide und viele Einwohner Grimma’s eidlich.
Wenn man zum Papischen Thore herausgehet und statt nach dem Kirchhof zu sich rechts wendet, erblickt man eine Reihe Scheunen, die sich an einen hohen Berg lehnen: eine von diesen enthält einen Keller, der in den Berg hineingeht, und in diesem befindet sich angeblich der Bieresel. Dieser leidet des Nachts Niemand darin, kommt auch manchmal, wie man sonst erzählte, heraus und erschreckt die Vorübergehenden.
Wenn man von der Stadt Grimma aus die Chaussee nach dem Dorfe Großbardau geht, so kommt man an einen Kreuzweg, den verschiedene Feldwege bilden. Hier geht Abends zwischen 12-1 Uhr kein Pferd gutwillig vorbei, zwingt man dieselben, so gehen sie durch, und viele, die zu dieser Stunde hier oder an einem weiterhin mitten auf der Straße befindlichen, zur Erinnerung an einen einst hier begangenen Mord gepflanzten Baume vorbeigingen, haben ein großes
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_I_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)