unsere Leiden zerbrochen haben unsere Herzen, und wie das himmlische Saatkorn aufgehet in denselben, schön und immer schöner hervortreibt, endlich herrliche fruchtvolle Aehren ansetzt, die reif sind am Tag der Garben! Ists ein Traum, was mit Wonne des Himmels mich erfüllt? ists Wahrheit? – O Christen laßt es zur Wahrheit uns machen! Laßt uns treu sein in unserm Berufe, uns selbst verläugnen, unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen, der gelitten hat und uns ein Vorbild gelassen, daß wir treten sollten in seine Fußstapfen. Schwer ists freilich, und wehe thuts sich loszureissen von der Welt; aber hat uns denn der Herr nicht erleichtert dieses Losreissen durch die Lage, in die wir versetzt wurden? Kann es uns zu schwer werden, wenn den Blick auf Jesum wir richten? O sehet den Dulder ohne Gleichen, sehet ihn der aus Liebe zu uns das Schwerste, das Furchtbarste litt, der sich selbst für uns dahin gab und sein theures Blut vergoß, damit er uns erlösete von aller Ungerechtigkeit, und ihm reinigte ein Volk zum Eigenthum, das fleißig wäre zu guten
Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung31.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)