herzigkeit, die du an mir bewiesen hast, aber deiner mich freuend soll mein Leben lauter Dank sein! du hast mich zuerst geliebt, ich will dich wieder lieben mit ganzer Seele! Laß mich ganz dein sein, dir leben und dir sterben! Wer noch nicht von ihr beseligt wurde, der strebe aus allen Kräften nach ihr, der bete ohn Unterlaß, der sei treu im Kleinen, damit er immer über Mehreres gesetzt werde! Zuversichtsvoll wende er sich an den Herrn, und der Herr, der will daß allen geholfen werde, und alle zur Erkenntniß der Wahrheit kommen, der wird auch ihm helfen, und er wird an sich selbst erfahren, daß Gott ein gnädiger Gott, ein huldvoller Vater, daß Gott die Liebe sei! –
Aber die mannichfaltigen Leiden der Erde, werdet ihr sagen, wie lassen sich denn diese vereinen mit der Gnade, der Liebe Gottes? Wie kann der huldvolle Vater so schwere Schicksale über uns verhängen, uns in Lagen versetzen, in welchen die Erinnerung an das Vergangene gräßlich, die Gegenwart drückend und finster, die Aussicht in die Zukunft Sorgen erweckend, bang,
Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung14.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)