Wohltätigkeitsbestrebungen handelt, bei denen der kirchliche Glaube nicht in Betracht kommt wie bei Krippen, Lungenfürsorge, Säuglingsfürsorge u. s. w. Da können wir gut mit Andersgläubigen, wohl auch mit Juden zusammenarbeiten, wenn es auch in evangelischen Landesteilen natürlich ist, daß die Arbeit und Leitung in evangelische Hände gelegt wird. Ferner gibt es Bestrebungen allgemein christlicher Art, auf deren Gebiet wir uns leicht zusammenfinden können auch mit Reformierten und Unierten, die gläubig sind. Wir nennen die evangelischen Schulvereine, in welchen wir mit solchen gerne zusammenarbeiten. Ausgesprochen kirchliche Arbeit aber, Werke an Glaubensgenossen, Werke der innern Mission im eigentlichen Sinn, dann die Heidenmission müssen auf dem Grund des Bekenntnisses stehen.
Möglich ist, daß solche, die verschiedenen Kirchen angehören, aber auf demselben Gebiet arbeiten, sich über das Zusammenarbeiten und allgemeine Arbeitsgrundsätze verständigen. So haben die neuerstandenen Diakonissenhäuser unter Kaiserswerth sich zu einem Verband deutsch-evangelischer Diakonissenhäuser zusammengeschlossen und diesem Verband hat auch Löhe sich angegliedert und wir gehören ihm heute noch an. Aehnlich ist es auf dem Missionsgebiet mit der Missionskonferenz, indem die verschiedenen Missionsgesellschaften zu der Kontinental-Missionskonferenz sich zusammenfanden, ob auch verschiedenen Kirchen angehörig, über allgemeine evangelische Missionsgrundsätze, auch über gegenseitige Abgrenzung der Gebiete sich verständigen. Damit droht dem Bekenntnis der Kirche keine Gefahr.
Nur sollen unsere Schwestern nie vergessen, daß die Diakonissen Neuendettelsaus und ihr Verband nach ihres Gründers Meinung nichts anderes sein sollten – wie ich von Anfang an sagte – als ein Zusammenschluß eifriger Glieder unserer Kirche zu Werken der Liebe. Und darum sollen sie in jeder Hinsicht als treue Glieder unserer Kirche sich betätigen und sich da ferne halten, wo es sich nur um äußerlichen Zusammenschluß handelt. Wenn in Nürnberg in der nächsten Woche eine großartige Kundgebung des gesamten Protestantismus geplant ist, bei dem Richtungen vertreten sind, die uns innerlich völlig fernstehen, vor allem der Evangelische Bund, so tun wir bei derartigen äußerlich gleißenden Aufführungen nicht mit.
Von der Zukunft der Kirche haben wir gesprochen und zwar, wie sie sich aus der Beurteilung der Gegenwart ergibt. Wie dürften wir aber davon reden, ohne ein Wort darüber zu sagen, was aus dem prophetischen Wort über den Ausgang der Kirche sich darbietet. Haben wir doch daran das Licht, das da scheinet am dunklen Ort.
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_143.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)