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Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 140.png

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verhüllt, weil alles darauf gerichtet ist, die Kirche im gegenwärtigen Bestand zusammenzuhalten. Daß die Sonntagsblätter sich in den Häusern zumal auf dem Land so sehr eingebürgert haben, ist erfreulich, wiewohl auch das seine Nachteile hat, insofern anstelle des Lesens der Predigt am Sonntag Nachmittag das der Sonntagsblätter getreten ist, womit ein Stück kirchlicher Sitte in’s Wanken kam. Schwestern dürfen und sollen auch die Sonntagsblätter, die auch zum Vorlesen manch Gutes bieten, halten, den Freimund darüber aber nicht vergessen, der sich bestrebt ein klares kirchliches Urteil zu ermöglichen. Ein solches muß man haben, um für die Kirche angelegentlich beten zu können.

Man soll sich ferner treu halten zum Gottesdienst der Kirche, wozu Schwestern zu ermahnen nicht nötig ist. Nur einiges mag bemerkt werden. In Städten, wo man die Auswahl zwischen verschiedenen Predigern hat, soll man im ganzen die Predigt der Modernen meiden. Doch soll man wiederum nicht zu wählerisch werden, nicht Sonntag für Sonntag sich seinen Prediger heraussuchen, sondern sich an den halten, dem man zugewiesen ist und dem man das Vertrauen schenken kann, daß er das Wort lauter und rein darbietet. Treu zum Sakrament sich zu halten, versteht sich für Dettelsauer Schwestern auch von selbst, aber nur da, wo es nach Ordnung und Form der lutherischen Kirche ausgeteilt wird. Schwestern können und sollen auch an dem Ort, wo sie stationiert sind, sich zum Sakrament halten, daneben aber im Mutterhaus fleißig die spezielle Seelsorge suchen, die für sie mit dem Gang zum Sakrament verbunden sein kann. Wie ist es mit dem Besuch anderer, nicht lutherischer Kirchen? Wo eine lutherische Kirche am Ort ist, hat man sich an sie zu halten. Man mag manchmal die Gelegenheit gerne wahrnehmen, einmal auch von Geistlichen anderer Konfessionen etwas zu hören, etwa bei Beerdigungen. Doch sollen sich Schwestern nicht dem Vorwurf der Neugierde aussetzen; das wäre der Fall, wenn Schwestern in Nürnberg in die Reformierte Kirche gingen, die dort eine besondere Modekirche geworden ist. Anders ist es auf Reisen. Löhe hat einmal ausgesprochen, daß man auf Reisen den Kreis weiterziehen dürfe und solle. Er hat selbst einmal in der Schweiz einem Kreis gläubiger Reformierter das Wort Gottes geboten; nicht in der Kirche, aber im Hause. So dürfen wir über die Grenzen der Konfessionen, gerade wenn wir sie festhalten, Andersgläubigen die Hand reichen. Wer an rein katholischem Ort als Durchreisender ist, wird es sich erlauben dürfen, einmal die katholische Messe und Predigt zu besuchen, um des Interesses und um der Teilnahme willen, die wir diesem Teil der christlichen Kirche immer noch schulden.

Nun kommt die schwierige und ernste Frage der Stellung zur Union, die ich die größte Gefahr für unsere Kirche genannt