Adolf im Dom zu Würzburg und in dem zu Augsburg evangelisch predigen lassen. Oesterreich war vom 30 jährigen Kriege an aus der Reihe der evangelischen Länder gestrichen.
Das war die eine Gefahr. Eine weitere Gefahr drohte durch das Eindringen der Reformierten. In Kursachsen wurde ein Versuch gemacht, bei dem besonders Melanchthons Schwiegersohn, der kurfürstliche Leibarzt Dr. Kaspar Peucer, beteiligt gewesen ist, den reformierten Lehrbegriff durch gefälschte Katechismen und auf andere Weise einzuschmuggeln. Die Rheinpfalz hat am traurigsten unter dem Recht des Landesherrn über die Konfession der Untertanen zu bestimmen leiden müssen. Kurfürst Ottheinrich, der den bekannten Bau in Heidelberg errichtete, war lutherisch, sein Nachfolger Friedrich III. reformiert, desen Nachfolger Ludwig VI. wieder lutherisch, darnach Johann Kasimir wieder reformiert; nur wenige lutherische Gemeinden im Lande hielten sich. In Anhalt, in Bremen, in Lippe, in Hessen (dem ehemal. Kurhessen) wurden die Landesherren reformiert und suchten ihre Untertanen zu ihrem Glauben herüberzuführen.
Einschneidend war der Uebertritt des Kurfürsten Sigismund von Brandenburg im Jahre 1613 zur reformierten Kirche. Daran knüpfen sich die weiteren Verluste unserer Kirche an durch die freilich erst zweihundert Jahre später ins Leben getretene Einführung der Union. Ich sagte schon, daß durch sie unsere Kirche in Deutschland um die größere Hälfte ihres Bestandes gebracht worden ist. Der gegenwärtige Bestand der lutherischen Kirche in der ganzen Welt kann höchstens auf 30 Millionen veranschlagt werden. Die größte lutherische Landeskirche, die es gibt, ist die Schwedens, 4 Millionen umfassend, die nordischen Länder zusammen 8 Millionen. In Deutschland etwa 12 Millionen, worunter die königl. sächsische Landeskirche mit 31/2 Millionen die größte ist; in Oesterreich 11/2 Millionen, in Rußland mit Finnland 2 Millionen, in Amerika 11/2 Millionen, in weiteren Weltteilen nur kleinere Missions- oder Diaspora-Gemeinden. Man schätzt den Bestand der Menschheit auf 1500 Millionen, wovon 500 Millionen Christen sind, nämlich 200 Millionen römisch-katholische, 195 protestantische, 105 griechisch-katholische. Nur auf 30 Millionen kann man die Zahl der lutherischen Kirche schätzen, eine kleine Zahl und diese Zahl kann nicht einmal als gesicherter Bestand angesehen werden. Wir schätzen die Zahl der Lutheraner in Deutschland auf 12 Millionen. Darunter befinden sich aber Länder, die nur dem Namen nach lutherisch sind wie die thüringischen Staaten, Sachsen-Weimar, Coburg, in denen tatsächlich der Unglaube regiert. Die württembergische Landeskirche ist rechtlich zweifellos der ungeänderten Augsburischen Konfession zugehörig und die Spendeformel beim heiligen Abendmahl ist durchaus die lutherische; sonst trägt die Kirche unseres
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_136.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)