Agende erscheinen, an der er zum Teil selbst mitgearbeitet hatte. Hier war für das heilige Abendmahl die bedenkliche Unionsformel vorgeschrieben: Christus spricht, das ist mein Leib, Christus spricht, das ist mein Blut, eine verfängliche Form, die absichtlich alles im Unklaren lassen soll. So hat Christus gesprochen, – nun kann jeder glauben und annehmen, was er will. Man hat dann später als der Widerstand gegen die Union doch weitere Kreise ergriff, die Sache zurückgewendet und mehr von einer Konföderation d. h. äußerem Zusammenschluß gesprochen: eine zeitlang ist sein Nachfolger noch einen Schritt weiter zurückgegangen, indem er sogar ein einigermaßen getrenntes Kirchenregiment einführte; aber es blieb die Abendmahlsgemeinschaft zwischen der lutherischen Kirche und den reformierten Gemeinschaften und das ist tatsächlich die Union; denn Abendmahlsgemeinschaft ist und bleibt Kirchengenieinschaft. An die Einführung der Unionsagende vom Jahre 1830 schloß sich der Kampf der treuen Lutheraner an, unter der Führung des Professors D. Scheibel in Breslau, der in Nürnberg begraben liegt, wo er eine Zuflucht fand. Löhe stand auch mit ihm in nächster Beziehung, nachdem er aus Preußen hatte weichen müssen. Daran knüpft das Wiedererwachen des entschiedenen, kirchlich-lutherischen Bewußtseins wieder an, wie eine Weissagung, daß, wenn das Ende der Kirche herbeigeführt werden soll, dann neue Lebenskräfte sich entfalten. – Das Eindringen der Union ist zur großen Gefahr für die lutherische Kirche geworden; denn sie ist in Deutschland um den größten Teil ihres Bestandes gekommen. Preußen, Baden, Anhalt, Hessen-Nassau, die Rheinlande, Hessen-Darmstadt sind der Union anheimgefallen und der unionistische Geist hat noch viel weitere Kreise erfaßt. Wir haben morgen, da wir von der Zukunft der Kirche reden wollen, daran wieder auf’s neue anzuknüpfen.
Da ist freilich die ewige eine Kirche, welche Gott gewollt hat, welche begründet wurde durch Christus, der Kirche Haupt, tatsächlich recht gespalten und zerrissen. Ja, wir sollten viel mehr und viel eindringlicher die Bitte an den Herrn richten, „auf daß sie alle eins seien, wie du Vater in mir und ich in dir.“ Gott helfe uns dazu durch seinen Geist und gebe uns Kraft durch seine Gnade!
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_132.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)