Reformation statt, sie ermannte sich und ging ihrerseits bald angriffsweise gegen den Protestantismus vor. Von Bedeutung auf diesem Gebiet war besonders die Begründung des Jesuitenordens durch Ignatius von Loyola.
Auch auf weitere Gebiete erstreckte sich diese innere Erneuerung der römischen Kirche. So auf das Gebiet der Kunst. Maler wie Guido Reni stellten bewußt ihre Kunst in den Dienst des Katholizismus, auf dem Gebiet der Musik geschah es durch Palestrina und andere. So hat eine innere Erneuerung des Katholizismus allerdings durch die Einwirkung der Reformation, aber im Gegensatz zu ihr stattgefunden. Auch später trat manche mehr evangelisch gerichtete Erscheinung auf dem Gebiet der römischen Kirche hervor, so im 17. Jahrhundert eine mystische Richtung in Frankreich. Auch im Anfang des vorigen Jahrhunderts hat das Wiedererwachen des christlichen Lebens in der evangelischen Kirche seine Wellen nach der römischen Kirche hingezogen. Wir brauchen nur an Männer zu erinnern, die Bayern angehörten, wie Bischof Sailer in Regensburg, Wittmann seinen Nachfolger oder den katholischen Pfarrer M. Boos, der katholisch geblieben ist, aber als ein Prediger der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, mit Recht bezeichnet werden kann.
Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat abermals der Katholizismus in Deutschland sich ermannt. Das Verfassungsleben in den einzelnen deutschen Staaten kam immermehr in Gang und die römische Kirche hat auf politischem Gebiet einen bedeutenden Einfluß sich zu erringen gewußt. Wir wissen, wie in unserm Lande seit einem halben Jahrhundert, im Landtag die Mehrheit entschieden dem Zentrum oder den Ultramontanen, der katholischen Partei angehört und der Einfluß der römischen Kirche auf politischem Gebiet ist auch im deutschen Reich trotz der überwiegenden Mehrheit der evangelischen Bevölkerung ein sehr mächtiger. So hat auch der Katholizismus auf dem Gebiet der Liebestätigkeit neuestens große Lebenskraft bewiesen. Gott hat ihn sichtlich erhalten wollen. Warum? Das weiß Er allein. Doch eine Mahnung für den Protestantismus darf der Katholizismus immer sein, den Gedanken der Kirche nicht völlig zu vergessen. In der evangelischen Bevölkerung lebt das Bewußtsein, daß eine Kirche Gottes gibt, die ein selbständisches Lebensgebiet ist, viel zu wenig; darum bedürfen wir eine starke Mahnung diesen Gedanken mehr im Auge zu behalten. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts ihn haben in unsrem Lande vielfach benachbarte evangelische und katholische Geistliche freundschaftlich miteinander verkehrt; das hat ganz aufgehört. Nur in neuester Zeit hat das Fürsorgewesen uns mehrfach wieder mit Vertretern der katholischen Kirche in eine gewisse Beziehung gebracht.
Stellen wir kurz die Unterschiede zusammen, die uns von
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_121.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)