Zum Inhalt springen

Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 118.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dies sind die ökumenischen, d. h. allgemeinen Glaubensbekenntnisse. Freilich sonst, abgesehen von den Grundartikeln der göttlichen Majestät, wie Luther sagt, ist ein großer Unterschied und Zwiespalt auch in der Lehre vom Heil und wir müssen unsere Betrachtungen über die Kirche der Reformation damit beschließen – ehe wir noch auf die Zukunft der Kirche zu reden kommen –, daß wir sprechen:

von der Kirche der Reformation in ihrer Abgrenzung gegen andere Kirchen.

Es wird uns da entgegentreten:

1. der Gegensatz zur griechisch- und römisch-katholischen Kirche,
2. die Scheidung von der Schweizer Reformation,
3. die Gefährdung durch die Sekten,
4. das Eindringen der Union.


I.

Die Katholiken messen die ganze Schuld an der vorhandenen Spaltung der Kirche, wie wir auch schon berührt haben, der Reformation bei. Wir leugnen ja nicht, daß die Reformation leider zu einer weiteren Trennung innerhalb der abendländischen Kirche geführt hat; aber die Schuld haben wir mit allem Ernst vor Gott denen zuzuweisen, die das Zeugnis Luthers nicht annahmen. Es muß auch immer wieder darauf hingewiesen werden gegenüber der Anschuldigung der Katholiken, als ob die Reformation an jeglicher Trennung in der Kirche schuld sei, daß schon lange zuvor zwischen Morgen- und Abendland eine starke Trennung sich vollzogen hatte. Es geht diese Trennung bis auf das vorhin als im eigentlichen Sinn ökumenisch bezeichnete nizänische Glaubensbekenntnis zurück. Als man im Jahre 385 bei der 2. Kirchenversammlung in Konstantinopel das Nicänum noch einmal durchnahm und erweiterte, besonders in seinem 3. Artikel, in dem, was auf den heiligen Geist sich bezog, da setzte man aus der Schrift heraus, aus Joh. 15, 26 arglos die Worte ein: Ich glaube auch an den heiligen Geist . ., „der vom Vater ausgehet.“ So heißt es dort: „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht.“ Aber man sieht hier wie bedenklich es ist, einzelne Worte aus dem Zusammenhang zu reißen. Der Herr hat deutlich gesagt: „Ich werde den Geist senden vom Vater“, wie er ein andermal sagt: „welchen mein Vater senden wird in meinem Namen“ (Joh. 14,26). Da ist doch durch den Zusammenhang und den Vergleich mit dem andern Wort deutlich gesagt, daß der Geist gesandt ist vom Vater und vom Sohn und wie er in der Zeit vom Vater und vom Sohn gesandt wird, so geht er gewiß auch ewig vom Vater und vom Sohn aus. Im Abendland wurde man aus diesen Mangel, auf diesen kleinen Irrtum