ist ebenfalls nicht auf dem Boden der lutherischen Kirche entstanden; denn Fliedner war Unionist mit mehr reformierter Färbung, doch kirchlich gerichtet, was ihm zu Dank angerechnet werden muß. Löhes Verdienst war es, daß er gegenüber solchen, die sich vorsichtig, fast argwöhnisch zurückhielten, die Meinung vertrat, daß die lutherische Kirche sich nicht ausschließen dürfe von den Werken der inneren Mission und auch der weiblichen Diakonie. So hat denn auch unsere Kirche bei diesem Werk ihre Tätigkeit mitüben dürfen und darf sie üben bis auf diesen Tag. Aber auch hier ist es ihre Aufgabe, evangelische Nüchternheit zu bewahren. Beim Verband der Diakonissenhäuser kann man wohl bemerken, daß die preußischen Häuser oft etwas unruhig Antriebe geben zu neuen Tätigkeiten und Organisationen, während auf Seiten der Lutheraner immer nüchterne klare Erwägung der Dinge vorherrscht.
Diakonissen aber dürfen sich sagen, daß es für sie eine besondere Gnade ist, zur Mitarbeit an einem großen Werk für den Dienst der Kirche berufen zu sein. Sie dürfen durch ihr Werk mitzeugen davon, daß es eine Kraft gibt von oben, von dem erhöhten Herrn Christus her, die in der Kirche Jesu Christi sich erweist. Möchten Sie diese Aufgabe in Treue erfüllen und sich desen wert zeigen, daß Sie eingesegnete Diakonissen sind. Möge auch in Ihnen der Geist nüchternen, schriftgemäßen Luthertums recht wirksam sein und Früchte bringen, die da bleiben.
Von der ewigen Kirche sind wir bei unserm Unterricht ausgegangen, der Kirche, die auf Gottes ewigen Gnadenrat sich gründet, in Christo ihr ewiges Haupt besitzt und durch den Gottesgeist, den ewigen, Kräfte der Ewigkeit in dieser Zeitlichkeit in sich birgt. Diese ewige Kirche Gottes ist auch in Wahrheit eine und kann nur eine sein; denn sie ist ja die Gesamtheit der Gläubigen, derer
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_116.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)