darauf an, daß wir es auch wollen, daß auch von unserer Seite der Entschluß dazu in uns gewirkt wird. Die Kraft dazu haben wir von der Taufe her schon und das Wort Gottes legt es uns immer wieder aufs neue ernstlich und dringend ans Herz, uns von der Sünde weg zum Herrn Christo zu kehren. Wir legen also in der Buße aus eigenem gottgewirkten Entschluß den alten Menschen ab und ziehen im Glauben den neuen Menschen an. So ist die Buße Abkehr von der Sünde und der Glaube Hinkehr zu Gott. Wenn es wirklich zu ernstlicher Buße, zu wahrer Reue über die Sünde in uns gekommen ist, so ergibt sich ganz von selbst der Entschluß, der Sünde nicht mehr dienen zu wollen. Wenn wir uns wirklich im Glauben ganz Gott, Christo und seiner Gnade hingegeben haben, dann erwächst aus dem Glauben die Liebe zu Gott, die völlige Hingabe an ihn und der Entschluß, ihm in Liebe zu dienen. „Das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten und seine Gebote sind nicht schwer“. Die katholische Kirche hält an der Verdienstlichkeit der guten Werke fest. Das erscheint auf jener Seite als ein starker Beweggrund, gute Werke zu vollbringen und gewiß, in mehr äußerlichen guten Werken, Kirchengehen, Gaben für speziell kirchliche Zwecke sind darum die katholischen Christen den Evangelischen mehrfach überlegen. Der Herr Jesus Christus schließt aber alle Verdienstlichkeit guter Werke aus in jenem Wort Luk. 17, 10: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: wir sind unnütze Knechte, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“ Wir evangelische Christen kennen einen höheren Beweggrund gute Werke zu tun und Gott in heiligem Leben zu dienen, neuen Gehorsam Gott gegenüber zu üben. Unser Beweggrund ist der Dank und im Dank für empfangene Gnade, in Erwiderung der an uns gewandten Liebe sind wir willig, uns selbst ganz und völlig Gott zum Opfer hinzugeben. Bei jenem Streit zwischen Major und Amsdorf stellte Major die Behauptung auf, gute Werke seien notwendig zur Seligkeit. Nach Art der Streit-Theologie jener Zeit stellte Amsdorf, der einst Luther sehr nahgestanden war, die sonderbare Behauptung auf, gute Werke seien schädlich zur Seligkeit. Es kommt darauf an, wie es gemeint ist. Gute Werke sind notwendig zur Seligkeit, nicht in dem Sinn, als ob wir durch sie Gerechtigkeit vor Gott könnten erwerben, sondern sie sind notwendig als Früchte des Glaubens, als Erweis unserer Liebe zu Gott, als Zeichen unseres Dankes. Schädlich sind gute Werke, wenn man Gott gegenüber fälschlich sein Vertrauen auf sie setzt.
Noch ist ein kurzes Wort darüber zu reden, was nun gute Werke sind. Die katholische Kirche versteht unter guten Werken im allgemeinen auch die Erfüllung der von Gott gegebenen Gebote, aber sie unterscheidet von den Geboten, die allen Menschen schlechthin gelten, die sogen. evangelischen Ratschläge, das sind Forderungen,
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_107.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)