scheinen, sondern sie verbreitet von selbst Leben und Wärme. So ist es auch mit dem Glauben, er ist ein schäftig, kräftig, lebendig Ding, er muß nicht gute Werke tun, er bringt sie von selbst. Die guten Werke erwachsen von selbst aus dem Glauben. Das ist nicht schwierig darzulegen. Der Weg zur Seligkeit ist und bleibt der Glaube. Das war auch die Antwort, die der Apostel Paulus dem Kerkermeister von Philippi auf seine Frage gab: Was muß ich tun, daß ich selig werde? Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig. An andern Orten setzt der Apostel vor den Glauben auch noch die Buße, wie er etwa Ap.-Gesch. 20 den Aeltesten von Ephesus bei seinem Abschied in Milet gesagt hat, daß er ihnen gepredigt habe mit allem Fleiß Buße zu Gott und Glauben an den Herrn Jesum Christum. Selig machen, vor Gott gerecht machen, kann allein der Glaube und es wird gewiß keines der hier Anwesenden zögern mit der Antwort auf die Frage, warum der Glaube selig macht. Darum weil wir im Glauben die Gerechtigkeit Jesu Christi, sein teures Verdienst ergreifen, das uns allein kann selig machen. Wenn man aber vor den Glauben die Buße setzt, so erklärt sich das daraus, daß nur aus Buße der rechte Glaube erwachsen kann. Man kann kurz und volkstümlich sagen: „Ohne Glauben kann man nicht in den Himmel kommen, ohne Buße kann man nicht zum Glauben kommen.“ Wenigstens nicht zum lebendigen Glauben. Es will erst erkannt und erlebt sein, daß man einen Heiland braucht, nur dann wird man in fester Zuversicht des Herzens sich auf ihn gründen und verlassen. Buße und Glaube gehören zusammen. Wir sprachen schon davon, daß das neue Testament unter Buße im weiteren Sinn die Sinnesänderung versteht, also beides: Reue und Glaube. Reue oder Buße und Glaube zusammen können also auch Sinnesänderung oder Bekehrung genannt werden; denn die Buße ist die Abkehr von der Sünde, der Glaube ist die Hinkehr zu Gott. So erwächst ganz von selbst der neue Gehorsam oder der Wandel im neuen Leben. Es wird in uns, die wir in der Christenheit geboren sind, das neue Leben schon gepflanzt in der Taufe. Darauf bleiben wir fest, daß wir in der Taufe dem sündigen Wesen entnommen und in Christum eingepflanzt werden. Weil uns in der Taufe die Vergebung der Sünde geschenkt ist, so wird damit die Macht der Sünde über uns gebrochen, daß wir ihr nicht mehr dienen müssen. Und weil wir in der Taufe aufgenommen und eingepflanzt werden in die Gemeinschaft Gottes, in das Kindesverhältnis zu Gott kommen und in die Gemeinschaft mit Christo, weil der heilige Geist damit der Geist auch unseres neuen Lebens werden will, so haben wir Kraft und Möglichkeit, daß wir in einem neuen Leben wandeln können. Wir müssen als getaufte Christen nicht mehr der Sünde dienen, wir können in einem neuen Leben Gott dienen. Nun kommt es nur
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_106.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)