und suchten in den streitigen Lehrpunkten die Ausgleichung zu finden. Vom Jahre 1574 an, erst in Maulbronn, dann in Torgau und endlich im Kloster Berge in Magdeburg kamen sie zusammen und fanden durch Gottes Beistand und in erstem Forschen die richtige Entscheidung in den Streitpunkten. So entstand das Bekenntnis, das man die formula concordiae oder Eintrachtssormel nennt. Die meisten evangelischen Fürsten nahmen sie an. So durfte es dahin kommen, daß auf das Jahr 1580, auf das 50jährige Dankfest für die Augsburgische Konfession, die Sammlung der sämtlichen Bekenntnisschriften unserer Kirche, das Konkordienbuch genannt, veröffentlicht werden konnte. Damals hat sich die evangelische Kirche in Deutschland stattlich dargestellt, 3 Kurfürsten, 48 Fürsten und Herren, 35 Räte der Freien Städten und 9000 Theologen haben unterschrieben. Die Stadt Nürnberg unterschrieb nicht, weil sie sich bei den vorbereitenden Verhandlungen zurückgesetzt glaubte; doch haben sich die Unterschiede später ausgeglichen. So ist es zum Abschluß des Bekenntnisses unserer Kirche gekommen und wir fragen weiter:
Was hat an ihrem Bekenntnis die Kirche der Reformation?
Oft kann man die Frage hören von entschieden gläubigen Leuten, gegenwärtig besonders von denen, die der Richtung der Gemeinschaft angehören: Wozu braucht man Bekenntnisse, man hat doch die Schrift. Die Notwendigkeit eines Glaubensbekenntnisses in der Christenheit läßt sich schon geschichtlich erweisen, denn frühe kam es in der Kirche zu formulierten Bekenntnissen. Die Anfänge gehen bis zur Zeit der Apostel zurück, denn bei der Taufe treten uns als älteste Bekenntnisse die Taufsymbole entgegen, auch Glaubensregeln genannt, von denen wir im Apostolikum eines noch heute haben. Dann aber wurden ausführlichere Bekenntnisse erfordert durch das Auftreten von Irrlehren, wie man sehen kann am Nicänum, welches das Apostolikum erweitert durch näher bestimmte Aussagen über die wahre Gottheit Christi: „Gott von Gotte, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahrem Gott, geboren, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“ Noch ausführlichere Bekenntnisse aber sind notwendig geworden, seit die Kirche nicht mehr eins ist, sondern in verschiedene Konfessionen getrennt. Da muß jede Kirche aussagen was sie glaubt und lehrt. So unterscheiden wir denn allgemeine Glaubensbekenntnisse, welche die ganze Christenheit auf Erden gemeinsam hat und besondere Glaubensbekenntnisse, welche die einzelnen Kirchen für sich haben. So haben wir die Augsburgische Konfession mit ihrer Apologie, die Schmalkaldischen Artikel und die Konkordienformel als unsere besonderen unterscheidenden Bekenntnisse, wie dann die anderen Kirchen auch wieder ihrerseits
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_081.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)