Erklärung der Augsburger Konfession. In einzelnen Punkten steht Melanchthon noch auf dem Standpunkt der mittelalterlichen Kirche, wie er z. B. die Beichte noch als ein Sakrament erklärt. Aber im Uebrigen haben wir an der Apologie eine schriftgemäße, klare Begründung und nähere Auseinandersetzung der in der Augsburger Konfession enthaltenen Festsetzung der Kirchenlehre. – Aber zu noch weiteren Bekenntnissen kam es. Im Jahre 1537 war es, daß der Kaiser wieder einmal ernstlich vom Papst die Einberufung eines Konzils, einer allgemeinen Kirchenversammlung verlangte. Die Evangelischen gaben sich keinen großen Hoffnungen hin, doch lehnten sie eine Beteiligung an einem Konzil, wenn es ein freies wäre, keineswegs ab. In Schmalkalden 1537 versammelten sich die lutherischen Theologen unter Luthers Vorsitz. Da wurden von Luther die Schmalkaldischen Artikel verfaßt, um auszusprechen was festgehalten werden solle. Sie atmen Luthers Art und Luthers Geist. Da kommen zuerst die hohen Artikel der göttlichen Majestät, über die kein Zwiespalt in der Kirche ist, die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit und der Gottheit Christi. Dann kommen die Artikel, welche Amt und Werk Christi und unsere Erlösung betreffen. Da steht die Rechtfertigung voran „von der man nicht weichen kann oder nachgeben, es falle Himmel und Erde oder was nicht bleiben will.“ Unter diesem Gesichtspunkt der Rechtfertigung aus dem Glauben stellte Luther dann weiterhin dar die Messe, die Wallfahrten, die Reliquien, den Heiligendienst, das Papsttum, überall voller Klarheit urteilend, daß das, was der Rechtfertigung und dem Glauben widerspreche, nicht geduldet werden könne, also eine nachdrückliche Absage an Rom. Dann kommen noch die Artikel der Lehre, über welche man sich unter gutgesinnten Leuten verstehen sollte, deren der Papst nicht achtet, für die er gar kein Verständnis hat. Das sind die tiefergehenden Lehren von der Sünde, vom Gesetz, von der Buße, vom Evangelium. Die Theologen unterschrieben, Luther voran, aus Nürnberg D. Osiander und Veit Dietrich, von denen schon gesprochen wurde. Melanchthon unterschrieb mit dem Beisatz, daß, wenn der Papst nur Kraft menschlichen Rechtes seine Stellung in Anspruch nehmen wolle, man ihn als Oberhaupt der Kirche zulassen könne, nur nicht aus göttlichem Recht. Das führte dazu, daß noch ein Traktat von Gewalt und Amt des Papstes und der Bischöfe Gewalt von Melanchthon verfaßt wurde, den die Theologen ebenfalls unterschrieben. Großen Wert hat dieses Zeugnis Luthers selber, da es die Abrechnung mit dem mittelalterlichen katholischen Bekenntnis bedeutet. Aber diese Schmalkaldischen Artikel konnten immer noch nicht den Abschluß des Bekenntnisses bedeuten. Nach Luthers Tod ist eine der schwersten und trübsten Zeiten über die evangelische Kirche hereingebrochen, äußerlich, wie wir gestern hörten, in dem nun ausbrechenden Schmalkaldischen Krieg. Der Kurfürst von Sachsen
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_079.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)