Wir reden:
und zwar fassen wir ins Auge:
- 1. die weltgeschichtliche Vorbereitung,
- 2. den bedeutsamen Ausgangspunkt,
- 3. die sieghafte Weiterführung
- 4. die sichtliche Bewahrung und
- 5. die tatsächliche Ausgestaltung.
Die den Anfang des Reformationswerkes erlebt haben, bezeugen, daß es damals allen die auf eine Besserung warteten war, als ob nun der ersehnte Tag anbräche nach langer Finsternis und geistiger Knechtschaft. Einer der Männer, die in Nürnberg das Reformationswerk besonders trugen und beförderten, war der Meistersänger Hans Sachs, der vielfach der geistige Führer der Bürgerschaft Nürnbergs war. Er begrüßte bekanntlich die Reformation mit einem Lied auf die Wittenberger Nachtigall und dieses Lied beginnt mit den Worten: „Wohlan, es naht nun gen dem Tag.“ Längst war das Werk der Reformation ersehnt. Nun waren dazu nach Gottes Fügung die Wege geebnet. Es gibt ein Ereignis ohne gleichen in der Welt, ein Gotteswerk im vollsten Sinn, ja die größte Gottestat, das ist die Sendung des Sohnes Gottes in die Welt. Von ihr sagt St. Paulus (Gal. 4) „Da die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn.“ Er weist darauf hin, daß die Sendung des Sohnes Gottes in die Welt jetzt erfolgen konnte und mußte nach Gottes Willen, nachdem das Vollmaß der Zeit erreicht, nachdem alles zur Erscheinung des Herrn vorbereitet war. Alles, was zuvor in der Welt geschehen ist, hat doch nur geschehen müssen um dem Kommen Jesu Christi Bahn zu machen. Wenn man nun Kleines und Großes, Göttliches und Menschliches miteinander vergleichen darf, so kann man hier eine Aehnlichkeit finden. Man kann auch bei der Reformation wie nicht leicht bei einem andern Ereignis von der weltgeschichtlichen Vorbereitung derselben reden. Was diese weltgeschichtliche Vorbereitung des Reformationswerkes anlangt, so kann man zunächst mit mehr äußerlichen Dingen, mit Erfindungen und Entdeckungen beginnen, die nicht lange zuvor gemacht worden waren. So ist der Reformation ein wesentlicher Dienst erwiesen worden durch die Erfindung der Buchdruckerkunst, die um 1440 durch Johann Guttenberg aus Mainz gemacht wurde. Nicht lange vorher war wahrscheinlich in Nürnberg das noch gegenwärtig gebräuchliche Leinenpapier erfunden worden. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst ist es möglich gewesen, die Kenntnis des Lesens überall im Volk zu verbreiten;
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_059.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)