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Seite:Eichhorn Einsegnungsunterricht 1917 049.png

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Jesu Christi gewesen sei und sein Name sei im Himmel und auf Erden und wie er glaube, auch in der Hölle wohl bekannt. Da tritt das Bewußtsein des Mannes von seiner ganzen Bedeutung voll hervor, aber nie hat sich Luther überhoben und auf eigene Kraft getraut. Nur auf Gott traute er, daher brauchte er falsche menschliche Stützen nicht. Denken wir an den größten Tag seines Lebens, den 18. April 1521, an sein Auftreten vor dem Kaiser in Worms. Auf den Kaiser machte der geringe Mönch keinen großen Eindruck, umsomehr als der Kaiser seine deutschen Worte nicht verstand. Umso größeren Eindruck machte er auf die Fürsten, am allermeisten waren für ihn begeistert die Ritter, der niedere, sogenannte landsäßige Adel, das ständig im Kampf mit den größeren Landesfürsten war, die den Adel sich zu unterwerfen suchten und die Reichsunmittelbarkeit desselben möglichst beschnitten. Die Ritter schlossen sich daher mehr an den Kaiser, an, standen fest zur kaiserlichen Gewalt, vertraten den nationalen Gedanken der Einheit des Deutschen Reiches, die Gedanken des Fortschrittes und der Freiheit. Aus ihren Reihen sind Männer wie Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen hervorgegangen, mutige Kämpfer gegen die Mißbräuche Roms, Kämpfer für die Geistesfreiheit und für den Fortschritt und für die nationale Stellung Deutschlands. Sie waren es mit dem Bürgerstand zusammen, die am lebhaftesten das Auftreten Luthers bewunderten. Einer von diesen Rittern war auch Georg von Frundsberg, der Luther ermutigend zusprach und der Schloßhauptmann der Wartburg Edler von Berlepsch, der mit großer Klugheit Luther zu schützen wußte. Desgleichen Hutten und Sickingen boten ausdrücklich ihre Burgen an, als es in Worms für ihn gefährlich zu werden schien. Ja schon bei der Reichsversammlung selbst, als bei Luthers Weigerung des Widerrufes ein Tumult entstand, in den Luther hineinrief „ich kann nicht anders, Gott helfe mir“ da meinten die Ritter man wolle Luther gefangen wegführen und schlugen an ihre Schwerter, um zu zeigen, daß sie auch noch da seien zur Hilfe bereit. Aber Luther brauchte das Schwert der Ritter nicht, er hatte einen andern Schutz. Die Ritter suchten Luther für ihre Sache zu gewinnen, das lehnte er ab, er verzichtete auf weltliche Stützen.

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Ebenso war es mit einer Bewegung anderer Art, mit dem Bauernaufstand. Die Bauern, in Deutschland westlich der Elbe ursprünglich frei, waren in Abhängigkeit von den Rittern gekommen, die für sie den Kriegsdienst übernahmen und ihnen Schutz gewährten, wogegen die Bauern ihre Güter von den Herren zu Lehen nehmen und Abgaben entrichten mußten. Sie wurden mit der Zeit schwer gedrückt durch Abgaben und Frohnden und Bauernaufstände hat es schon in den Jahren 1502 und 1514, lange vor Luthers Auftreten gegeben. Das ist richtig, daß die Bauern Luthers Wort von der „Freiheit des Christenmenschen“ auch auf bürgerliche Freiheit bezogen