Möchten nur alle, die den Herrn Jesum kennen, auch der Mahnung allezeit folgen, durch einen heiligen, lauteren Wandel die Lehre des Evangeliums zu zieren in allen Stücken und möchte manches heut Gehörte uns hierin zum Eifer reizen.
Von Johann Hus, dem zweifellos wirksamsten Wahrheitszeugen vor der Reformation, der auch seine Lehre durch den Zeugentod besiegelt hat, wird gesagt, er habe sterbend ausgerufen in Anspielung an die Bedeutung seines Namens – Hus bedeutet im Böhmischen Gans –: „Jetzt bratet ihr eine arme Gans; es wird aber ein Schwan aus der Asche erstehen, den werdet ihr nicht unterdrücken können!“ Luther hat bekanntlich in sein Wappen einen Schwan aufgenommen. Dies Wort auf dem Scheiterhaufen läßt sich nicht geschichtlich nachweisen, aber es steht fest, daß Hus einige Male in Anspielung auf die Bedeutung seines Namens gesagt hat: „Eine Gans ist ein zahmes Tier, das nicht hochfliegen kann, aber nach mir werden edlere Vögel kommen, Falken und Adler, die werden sich höher in den Himmel schwingen!“ Eine Weissagung ist das ja nicht, es war vielmehr der Ausdruck festen Glaubens an seine Sache, festen Glaubens an die Sache Gottes, die nicht untergehen wird und kann. Als Weissagung aus Luther ist wohl auch von den Vätern unserer Kirche vielfach die Stelle Offbg. 14 angesehen worden, die auch als Epistel auf den Gedächtnistag der Reformation gesetzt ist: „Ich sahe einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen allen die auf Erden wohnen. Die Zeit des Gerichtes ist gekommen“. Eine Weissagung auf Luther ist das ebenfalls nicht. Wer das so ansieht, betrachtet die Offenbarung St. Johannis vom sogenannten kirchengeschichtlichen oder weltgeschichtlichen Standpunkt, als ob dieses Buch kirchen- und weltgeschichtliche
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_044.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)