deshalb viel entschiedener gegen das Papsttum aufzutreten. Als Philipp einen Streit mit dem König von England hatte, wollte der Papst den Schiedsrichter machen, wie er denn auch jetzt in diesen Tagen diese Rolle zu spielen versucht. Philipp wies ihn energisch zurück. Gleichzeitig besteuerte er die Geistlichen und die Klöster in Frankreich um die Kriegskosten zu decken. Der Papst verbot es, der König hielt fest daran, setzte seinerseits den Papst ab, schickte eine Heeresabteilung nach Florenz und ließ den Papst gefangen nehmen; der stolz auf seinem Thron sitzend in vollem Ornat seine Feinde erwartete. Er starb bald daraus im Exil. Damit begann eine Zeit, in der die Könige Frankreichs den höchsten Einfluß auf die päpstliche Macht ausübten. Wiederholt wurden Franzosen zu Päpsten gewählt, während es sonst fast ausschließlich Italiener gewesen waren; ja schon der nächste Papst, der eine Kreatur Frankreichs war, siedelte nach Frankreich über und verließ Rom. Das ist das 70 jährige Exil des Papsttums in Avignon in Südfrankreich das von 1309-1377 gewährt hat. Die Römer aber wollten es sich doch auf die Dauer nicht gefallen lassen, daß ihnen das Papsttum entzogen wurde, und so machten sie immer wieder den Versuch ihn zur Rückkehr zu bestimmen. Als Johann XXII. in Lyon zum Papst gewählt wurde, mußte er den Italienern das Versprechen der Rückkehr nach Rom geben, er schwur ihnen auch, er wolle kein Pferd besteigen anders als zur Reise nach Rom; statt dessen setzte er sich auf ein Schiff und kam nach Avignon. So kamen die Römer auf den Gedanken selber, ihrerseits einen Papst zu wählen und so folgte auf das päpstliche Exil das sogenannte päpstliche Schisma d. h. Spaltung, das von 1378-1409 gewährt hat. Nun waren 2 Päpste da, die sich egenseitig verfluchten, einer in Avignon, der andere in Rom. Da wurde das Aergernis denn doch zu groß und so beriefen die Kardinäle selber eine Kirchenversammlung zusammen nach Pisa 1409. Die hatte das Ergebnis, daß das Konzil seinerseits auch einen Papst wählte. Nun waren 3 Päpste da, die sich wechselweise in den Bann taten. Man könnte aus dieser Zeit und sonst auch eine Skandalchronik des Papsttums zusammenstellen, die sich wahrlich sehen lassen könnte gegenüber den Versuchen der römischen Kirche Luther in sittlicher Beziehung etwas anzuhängen. Doch davon sehen wir ab. Als der Skandal damit immer ärger geworden war, sahen sich die höchsten weltlichen Herrscher der Christenheit veranlaßt, einzutreten. Der deutsche Kaiser Sigismus und der König von Frankreich beschlossen ein Konzil zusammenzurufen auf deutschem Boden in Konstanz das damals noch Kostnitz genannt wurde. Von 1414-1418 hat das Konzil getagt; es versammelte sich im Dominikanerkloster und im Dom. 8000 Theologen und Geistliche jeden Ranges, viele Fürsten im ganzen 50 000 Fremde fanden sich zusammen, darunter
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_038.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)