durch das Klosterwesen, das an seine Stelle trat. Es ist dadurch der Kirche eine schöne Blüte abhanden gekommen.
Wir sagen nochmals, wenn wir nun auf das ganze Verderben des kirchlichen Standes hingeblickt haben: eine Reformation der Kirche war nötig. Wie haben wir das anzusehen? Gott hat den Gang und das Werden seiner Kirche in Menschenhände gelegt und läßt sich ein gewisses Mißlingen gefallen. Beim 25 jährigen Jubiläum der Nordamerikanischen Mission hat Löhe einst hier über das Mißlingen Gottes gesprochen, weil auch bei diesem Werk manches mißlang, vieles ganz anders wurde als man es gewollt hatte. So gibt es ein Mißlingen Gottes. Gott läßt zu, daß das von ihm Gewollte von Menschenhand verderbt wird. Unsere Väter haben in Bezug auf die göttliche Weltregierung gesagt, sie geschehen in vierfacher Weise: in Zulassung und Verhinderung, in Lenkung und Zielsetzung. In Zulassung und Verhinderung: Gott hat zugelassen, daß die Kirche irrige Wege ging, er hat aber verhindert, daß die Wahrheit völlig verloren ging. Luther hat gesagt, Gott habe es verhindert, daß die Lehre von der Taufe geschädigt worden sei, weil Gott sich eine Christenheit auf Erden erhalten wollte. So beschließen wir diesen Ueberblick über den Gang der Kirche, der uns die Notwendigkeit einer Reformation der Kirche vor Augen führen sollte, mit dem Wort:
aber er führet es herrlich hinaus.“
Psalm 43. Lied 322, V. 4. 5.
Wie verschieden doch kann eine und dieselbe geschichtliche Erscheinung beurteilt werden! Wir reden von der Reformation, wir freuen uns, das 400 jährige Jubelfest des Beginnens derselben jetzt bald erleben zu dürfen. Wir lassen uns nicht irre machen in der Ueberzeugung, daß die gesegnete Reformation, die an Luthers Namen
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. , Neuendettelsau 1919, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_030.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)