väterlichem Verhältnis zu den Erstgeschaffenen stand und sie im Kindesverhältnis im steten Verkehr mit ihm. Aber auch nach dem Sündenfall wollte Gott sein Werk nicht lassen, sondern hat auch den gefallenen Menschen gegenüber sich bezeugt in Gnade und Gericht. So hat Gott auch wieder in der Patriarchenzeit so einfach und väterlich mit seinen Erwählten verkehrt und mit ihnen geredet. Es folgt die Zeit des Gesetzes als weitere Stufe der Entwickelung, wo alles gesetzlich geregelt ist in seinem auserwählten Volk, das er aus allen Völkern sich emporhob. Dann kommt die Zeit des theokratischen Königtums, wo der König in Israel herrschen sollte an Gottes Statt und als Gottes Erwählter. Hiernach die Auflösung des theokratischen Königtums, dessen Unvollkommenheit sich erweisen mußte um die Gedanken der Zukunft entgegen zu richten. Und dann kann erst von der Entstehung der Kirche in der Zeit die Rede sein. Wir haben schon gesagt, daß die Zeit der Kirche eine begrenzte ist; sie umfaßt die Zeit, da der Herr im Himmel thront und auf Erden sich eine Gemeinde sammelt. Wann die Kirche ihren Anfang genommen hat, dafür kann man verschiedene Ereignisse der Heilsgeschichte in Betracht ziehen.
Man kann sagen: Die Kirche begann schon mit der Erscheinung Christi auf Erden, denn gleich um die Krippe mußte eine Gemeinde sich sammeln und vorbilden, erst Gläubige aus Israel, die Hirten, und dann Gläubige aus den Heiden, die Weisen aus dem Morgenland. Man kann auch sagen: Als der Herr die Salbung des Geistes empfangen und sein Amt angetreten hatte bei seiner Taufe, sammelte er sofort Jünger um sich, die er in wiederholter Berufung mit erzieherischer Weisheit ihrem künftigen Amt entgegenführte, zunächst für Israel, aber so, daß auch schon Andeutungen vorhanden sind, daß die Heidenwelt nicht ausgeschlossen sei. Wie fein hat sich der Herr in die Ordnung gefügt, daß aus Israel das Heil hervorgehen sollte; er erachtete sich gesandt nur zu den verlornen Schafen aus dem Hause Israel, hat aber auch von andern Schafen schon gesprochen, die nicht aus diesem Stalle sind, nicht aus dieser engen Umzäunung stammten. Er hat dem heidnischen Hauptmann von Kapernaum seinen Wunsch erfüllt, hat das Flehen des kananäischen Weibes, auch einer Heidin, gehört. Er hat ferner die Griechen gerne zu sich kommen lassen und sich gefreut, sich hoch gefreut, als die Samaritaner zu ihm kamen dort am Jakobsbrunnen. Da sieht er schon im Geist die zukünftige Gemeinde entstehen, das Feld weiß werden zur Ernte. Es darf aber nicht übersehen werden, wie auch ein entsprechender Fortschritt in der Lehrtätigkeit des Herrn hervortritt.
Er hat seine Predigt begonnen mit dem Zeugnis vom Reiche Gottes, indem er an die im Volk Israel vorhandenen Gedanken und an die Erwählung eines Gottesvolkes anknüpft und darum
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. Neuendettelsau 1919, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_011.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)