Sinn, daß Sie damit etwas Besonderes leisten wollten und sollten. Die Einsegnung und Ihr ganzer Beruf will von Ihnen angesehen werden als Gabe von oben. „Ich darf dienen – mein Lohn ist, daß ich darf,“ das ist Löhes so deutlich ausgesprochene Meinung gewesen. So ist die Einsegnung, der Sie entgegengehen, zunächst die feierliche Aufnahme in die Genossenschaft. Sie sind bisher der Genossenschaft, wie wir zu sagen pflegen, angegliedert gewesen; nun folgt die völlige Eingliederung in die Gemeinschaft der Diakonissen Neuendettelsau’s. Ferner will die Einsegnung von Ihnen angesehen sein als Annahme für den Dienst der Gemeinde Christi. Man könnte fragen, ob eine Privatanstalt, deren Pfarrer und Leiter wie wir alle kirchenrechtlich lediglich als Hausgeistliche behandelt werden, auch kirchlich angesehen das Recht besitzt für den Dienst der Gemeinde Christi Jungfrauen aufzunehmen? Ich sage, wir haben das Recht kraft höherer, geschichtlich gewordener Vollmacht. Aehnlich wie das Missionswerk, dieses höchste und wichtigste Werk, das so unmittelbar auf dem Befehl Christi an seine ganze Kirche ruht, auch von privaten Missionsvereinen durch die geschichtliche Führung Gottes ausgeübt wird, so auch dieses Werk für innern Ausbau und Förderung der Gemeinde Christi. Es ist weiter die Einsegnung die Zusicherung von Gaben des heiligen Geistes für den Beruf. Es kann gefragt werden, wie wir uns diese Zuwendung der göttlichen Geistesgaben zu denken haben. Sind es wunderbare Gaben, die den Menschen sozusagen mit Gewalt von seiner Naturseite her erfassen, wie etwa das Zungenreden in der ältesten apostolischen Kirche? Nein, wir sind auf einfachere, bescheidenere Wege gewiesen. Die Wirkung des Geistes, der in der Gemeinde Jesu Christi waltet, wird sich an Ihnen dadurch zeigen, daß die natürlichen Gaben in den Dienst höheren Berufes gestellt und dadurch geheiligt werden. Die geistlichen Gaben der Liebe, der Erbarmung, der Geduld werden Ihnen gewiß dadurch erneuert und gestärkt und es wird auch die vorhandene innere und geistliche Gabe sozusagen auf die äußere Betätigung miterstreckt durch des Geistes Leitung und dafür wirksam gemacht. So etwa aber werden wir uns die Geistesmitteilung zu denken haben. Wir wollen nicht zu wenig von der Einsegnung halten, aber auch nicht zu viel. Sie ist kein Sakrament, nicht eine Mitteilung bestimmter himmlischer Gaben durch sichtbares Zeichen, aber eine sakramentale Handlung darf die Einsegnung doch genannt werden, eine Zuwendung göttlicher Gaben durch’s Wort, nur setzt sie die Aneignung durch den Glauben voraus. Sie hat dadurch Aehnlichkeit mit der Einsetzung ins Predigtamt, auch einige Aehnlichkeit mit der Konfirmation, die zweifellos auch göttliche Gaben für den Christenwandel vermittelt unter der Voraussetzung, daß die Gesinnung vorhanden und das Herz für die Einwirkung des Geistes offen ist. Es hängt
Wilhelm Eichhorn: Einsegnungsunterricht 1917. Neuendettelsau 1919, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Eichhorn_Einsegnungsunterricht_1917_007.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)