Verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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siegreich einzubringen vermochte, in der Familie einzubürgern. Aber die meisten dieser Versuche schlugen leider fehl, denn was man im allgemeinen dem Publicum für billigen Preis anbot, das war eine recht schlechte Waare, und außerdem knüpfte man an die Anpreisung derselben überschwängliche Versprechungen, die niemals in Erfüllung gehen konnten, Es wurde den Laien vorgeredet, daß sie mit Hülfe der kleinen, billigen Mikroskope ihr Fleisch auf Trichinen, ihre Nahrungsmittel auf Verfälschungen etc. untersuchen können. Das war nun grundfalsch, und Jeder, der anfangs diesen Vorspiegelungen Glauben geschenkt hatte, mußte nur allzubald erkennen, daß ihm zu solchen Untersuchungen die nöthigen Vorkenntnisse fehlten.
So müssen auch wir von vornherein erklären, daß es eine Illusion ist, daß das Mikroskop in der Familie jemals praktischen Nutzen bringen wird. Und trotzdem ist der Werth seiner Verbreitung in gebildeten Kreisen ein nicht zu unterschätzender. Selbst das einfachste Mikroskop gewährt dem Laien einen überraschenden Einblick in die wunderbarsten Schöpfungen der Natur, erweitert den Gesichtskreis seiner Bildung und gestaltet sich namentlich in den Händen der Jugend zu einer unerschöpflichen Quelle geistiger Anregung. Man schüttele nur nicht ungläubig den Kopf. Ehe wir uns in Folge vielfacher Anregung entschlossen haben, diese Ansicht in der weitverbreiteten „Gartenlaube“ zu vertreten, haben wir uns zunächst praktisch von ihrer Wahrheit überzeugt und gelegentlich Leute verschiedenen Standes und verschiedenen Alters an unser Mikroskop geladen. Der Erfolg war wirklich überraschend, das Mikroskop erwies sich als ein vorzügliches Mittel zur Unterhaltung, die den Meisten um so mehr Befriedigung gewährte, als sie stets mit Belehrung verbunden war.
Wir können darum diejenigen von unsern Lesern, die an den Werken der Natur Freude haben, zu einem derartigen Versuche ermuntern. Die Ausführung desselben wird durch den Umstand ganz besonders erleichtert, daß in letzter Zeit wirklich gute Mikroskope für einen billigen Preis zu beschaffen sind. Namentlich möchten wir die Aufmerksamkeit der Kauflustigen auf das „Universal-Taschenmikroskop“ lenken, welches das optische Institut von Paul Wächter (Berlin SO, Köpnickerstraße 115) auf den Markt gebracht. Selbst Fachleute haben dasselbe mehrfach für weniger wichtige wissenschaftliche Untersuchungen empfohlen, und dies beweist zur Genüge, daß wir in diesem Falle mit keinem jener werthlosen Schwindelartikel zu thun haben. Das Wächter’sche Taschenmikroskop giebt bei fünfzigfacher Linearvergrößerung schöne und klare Bilder, es ist laut der beigegebenen Gebrauchsanweisung außerst leicht zu handhaben, und kostet in hübschem Etui nebst drei Präparaten, drei Objectgläsern, unter denen eins mit Hohlschliff zur Aufnahme von Flüssigkeiten sich befindet, und einer vorzüglichen Loupe nur 6 Mark. Wer Lust hat, sich mit einem größeren Vorrath interessanter Präparate zu versehen, der kann von demselben Institut eine recht hübsche Auswahl beziehen (12 Stück kosten 2 Mark) und auf Verlangen das Präparatenverzeichniß desselben gratis und franco erhalten.
Allen aber, welchen es auf einige Mark mehr nicht ankommt, möchten wir dringend empfehlen, sich eines der beliebt gewordenen Salonmikroskope anzuschaffen, die stärker vergrößern und selbstverständlich klarere und schönere Bilder zeigen. Auch in dieser Hinsicht können wir die Firma Paul Wächter mit gutem Gewissen empfehlen, da sie gerade in der Herstellung von Mikroskopen mit schwächerer und mittlerer Vergrößerung sich eines besonderen Rufes erfreut. Wenn jedoch das Instrument nicht zu einem werthlosen Spielzeug in der Hand Unkundiger herabsinken soll, so ist es nöthig, dem Laien gleichzeitig ein belehrendes Buch in die Hand zu geben, und wir möchten für diesen Fall unsere Leser namentlich auf das Werkchen „Das Mikroskop und seine Anwendung“ von Dr. Friedrich Merkel. Mit 132 Holzschnitten (München, Verlag von R. Oldenburg), aufmerksam machen, welches durch jede Buchhandlung zu beziehen ist.
Auf dem Weihnachtstisch dürfte ein solches Geschenk, namentlich für Knaben im reiferen Alter, die für die Naturgeschichte lebhafteres Interesse zeigen, eine freudige Ueberraschung bilden.
So lautete die Ueberschrift eines Artikels, in welchem der Altmeister der populären Medicin, Professor Bock, vor Jahren in der „Gartenlaube“ gegen die Unsitte des Festschnürens in seiner gewohnten, aufrichtig derben Weise loszog. Er fügte dem Aufsatze auch die Abbildung eines Schnürleibchens, wie es sein sollte, bei, die wir vor einigen Wochen gelegentlich der Besprechung der Mode- und Kleiderreform in England unsern Lesern zum zweiten Male vorführten. Leider findet sich kein Fabrikant, der jetzt die Bock’schen Vorschläge befolgen würde, und so mußte unser Hinweis erfolglos bleiben.
Um so mehr freut es uns, unsere Frauenwelt jetzt auf ein gestricktes Corset aufmerksam machen zu können, welches das Bock’sche Schnürleibchen in gewissem Sinne ersetzt und die größte Verbreitung verdient. Dasselbe ist mit Tragbändern versehen und wird je nach Bedarf aus Baumwolle, Wolle oder Seide hergestellt. Es empfiehlt sich namentlich für Diejenigen, welche ein fest anschließendes Stoffcorset nicht vertragen können und doch eines festen Haltes bedürfen.
Aus Rücksicht auf die Wiederverkäufer will der Fabrikant seine Adresse nicht genannt sehen. Wir sind jedoch gern bereit, unsern Abonnenten brieflich die nächsten Bezugsquellen anzugeben, und bitten die anonymen Fragestellerinnen, welche durch unsere Vermittelung ein Bock’sches Schnürleibchen beziehen wollten, um Angabe ihrer vollen Adresse.
Auch der Schlittschuh hat seine Entwickelungsgeschichte, die er namentlich in den letzten Jahren im Eilschritt durchmachen mußte. Er zeigte dabei das entschiedene Bestreben, ein würdiger Repräsentant des eisernen Zeitalters zu werden und alles lederne und hölzerne Beiwerk, das ihm aus der guten alten Zeit noch anhaftete, abzustreifen.
Den meisten Freunden des Eissports ist ohne Zweifel die Revolution bekannt, welche der aus Amerika importirte „Halifax“ auf dem Gebiete des Schlittschuh-Anschnallens hervorrief. Er verdrängte nur allzubald die alten, mit Lederriemen versehenen Sorten, und sein Triumphzug über die Eisflächen der alten Welt gab das Signal zu weiteren Verbesserungen. Man fand alsbald, daß auch der „Halifax“ seine Mängel habe, daß namentlich sein Klemmsystem, bei welchem drei Schrauben geöffnet und wieder angezogen werden müssen, viel zu complicirt sei.
Diesen Uebelstand beseitigte nun vollends der neue, verbesserte und in den meisten industriellen Ländern patentirte Hebelschlittschuh.
Derselbe hat nur eine einzige Schraube, welche sowohl die beiden Sohlenklammern als auch den Absatzgreifer verbindet. Das Richten dieses Schlittschuhes erfordert daher nur einige Secunden Zeit. Zuerst schraubt man den Absatzschieber los und zieht die Sohlenklammern aus einander, drückt Greifer und Klammern an die Stiefelsohle und den Absatz, schraubt alsdann die Mutter wieder an, und der Schlittschuh ist für den betreffenden Stiefel immer gerichtet.
In Folge der leichten, aber sehr soliden Construction sind die Schlittschuhe sowohl für Herren wie auch Damen sehr empfehlenswerth.
So viel wir in Erfahrung bringen konnten, kostet das Paar in erster Qualität 8 Mark; hochfein vernickelt und aus feinstem Stahle 18 Mark, und sind diese Schlittschuhe durch die Stahl- und Messerwaarenfabrik von Gg. Leykauf, Nürnberg, zu beziehen.
Ein deutscher Lehrer in Rußland. Fröbel’s Beschäftigungsspiele können Sie durch die Internationale Lehrmittelhandlung von Dietz und Zieger in Leipzig beziehen. Für Ihre freundlichen Anregungen besten Dank! Wir möchten Sie jedoch bitten, uns Ihre volle Adresse anzugeben, da es uns aus Rücksicht auf den sehr beschränkten Raum unmöglich ist, Manuscripte und Zeichnungen durch den Briefkasten zu bestellen.
Herrn C. R. in Detmold. Ein umfassendes Buch über Kaninchenzucht mit Abbildungen aller Rassen giebt es in Deutschland nicht; Sie haben die Bilder jedenfalls in einem belgischen oder französischen Werke gesehen. Ein solches von M. Redares ist von R. Oettel bearbeitet und unter dem Titel „Die Kaninchenzucht“ (Weimar, B. F. Voigt) bereits in fünfter Auflage erschienen. Preis Mk. 1.50. Außerdem können wir Ihnen nennen: H. Duncker „Die rationelle Kaninchenzucht“ (H. Voigt, Leipzig, Mk. 2) und W. Hochstetter „Das Kaninchen, dessen Behandlung und Züchtung“ (Veith, Karlsruhe, Mk. 1), von denen das letztere am empfehlenswerthesten sein dürfte. Da man in Deutschland neuerdings zu der Ueberzeugung gelangt ist, daß die überschwänglichen Hoffnungen, welche man auf die Kaninchenzucht gesetzt hatte, nimmer sich erfüllen, so ist diese Liebhaberei bereits allenthalben eingeschlafen; die vortrefflich geleiteten „Blätter für Kaninchenzucht“ (C. Rasch in Hildesheim) sind leider eingegangen. Bei uns finden Sie Zuchtkaninchen nur gelegentlich in den verschiedenen Blättern für Geflügelzucht ausgeboten, zahlreich und in den verschiedensten Rassen annoncirt sind sie jetzt nur noch in den belgischen und französischen Fachblättern zu sehen.
B. G. in K. Das neue Bierseidel mit „verbessertem Deckelverschluß“ aus der Fabrik von H. F. Winkelmann (Berlin SW. Hollmannstr. 41) eignet sich seiner Originalität wegen recht gut für Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke, mit welchen man irgend Jemand eine Ueberraschung bereiten will. Das Neue besteht darin, daß der Deckel sich durch Niederdrücken eines Hebels seitlich öffnet und in seine ursprüngliche Lage zurückfällt, sobald man den Hebel losläßt.
Dr. J. Schr. Sie machen uns auf das neue deutsche Geduldsspiel mit dem Vexirnamen „Halantony“ aufmerksam, welches sinnreicher ist als das bekannte amerikanische Boß-Puzzle. Im Interesse der Thüringer-Wald-Industrie wünschen auch wir diesem billigen Artikel (Preis 50 Pfennig) eine recht weite Verbreitung. Ausführliche Beschreibung desselben paßt leider nicht in den Rahmen unseres Blattes.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 870. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_788_b.jpg&oldid=- (Version vom 21.1.2024)