Verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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in der Nähe der Grotten gelegen und durch ein Rinnsal mit dem leuchtenden Grottenwasser verbunden sind, doch der Leuchtalge entbehren.
Die Leuchtalge ist bis jetzt noch wenig beachtet und in der Regel wohl mit dem Leuchtmoose verwechselt worden. Mit der Ermittelung der Lebensgeschichte dieses zweiten leuchtenden Organismus ist der Verfasser dieser Zeilen eben beschäftigt.
Da die Erscheinung des Leuchtens bei zwei so verschiedenen, aber unter ähnlichen äußeren Bedingungen existirenden Formen auftritt, so dürfte die Frage nach der Zweckmäßigkeit keine müßige sein. Vielleicht dient diese Einrichtung der Verbreitung der beiden Pflanzen von Grotte zu Grotte durch die Vermittelung kleiner Thiere.
Das Leuchtvermögen kommt nicht dem vollständig entwickelten Leuchtmoose zu, sondern nur dem mikroskopischen Vorkeim, welcher bei ungünstigen Beleuchtungsverhältnissen einen für das bloße Auge kaum sichtbaren, mattgrünlichen Ueberzug bildet. Es ist bemerkenswerth, daß in den helleren Partien der Grotten, also näher am Eingange, die ausgebildete Pflanze, in den dunkleren Partien dagegen der Vorkeim sich vorzugsweise entwickelt. Untersucht man den letzteren mikroskopisch, so findet man, daß er aus rosenkranzförmig an einander gereihten, kugeligen, wasserklaren, wenige große Chlorophyllkörner einschließenden Zellen besteht, welche ein intensives Lichtbrechungsvermögen besitzen. Die kleinen Zellen leuchten also nicht im Dunkeln, sie verhalten sich vielmehr wie Spiegel, die parallel zu einander gegen das einfallende Licht so orientirt sind, daß sie dasselbe nur in einer ganz bestimmten Richtung zurückstrahlen.
Das Licht übt einen merkwürdigen Einfluß auf das Wachsthum der Vorkeimzellreihen insofern aus, als sich aus denselben coulissenartig hinter einander aufsteigende, auf der Richtung des einfallenden Lichtes senkrecht stehende Wände bilden.
Bei zweckmäßig angebrachter künstlicher Beleuchtung ist die Erscheinung ebenso schön sichtbar wie bei Tageslicht. Der Beobachter muß ungefähr in der Richtung des einfallenden Lichtes in die Grotten hinein sehen; wechselt er seinen Standort durch Seitwärtstreten oder dreht er einen der vor ihm liegenden, leuchtenden Steine aus seiner Lage, so hört die Erscheinung sofort auf, ist aber in dem letzteren Falle wieder bemerklich, sobald der Stein in seine ursprüngliche Lage zurückgebracht ist.
Warum das so ist, ergiebt sich leicht aus dem oben Gesagten.
Was nun die Entwickelungsbedingungen des Leuchtmooses und insbesondere des Vorkeimes anlangt, so bestehen dieselben hauptsächlich in gleichmäßiger Feuchtigkeit des Bodens und in mäßigem, einfallendem Lichte.
Will man das Leuchtmoos cultiviren, so ist das gar nicht so schwer, wenn man nur die eben angeführten, im Zimmer leicht herzustellenden Bedingungen einhält. Man fülle eine flache Schale, einen Teller oder dergleichen mit dem in den Leuchtgrotten zusammengescharrten Granitgrus und den ebenda mitgenommenen Steinen, welche man zu einer kleinen Grotte ordnen kann, an und achte darauf, daß die grün angeflogene Seite der Steine nach oben kommt und dem einfallenden Lichte zugewendet ist. Dann durchtränke man den Boden gleichmäßig mit Wasser und sorge durch Ueberdecken mit einer Glasglocke dafür, daß ein oberflächliches Abtrocknen nicht möglich ist. Da das Leuchtmoos eine kalkfeindliche Pflanze ist, so dürfte es gerathen sein, die Verwendung von hartem Wasser auszuschließen. Das Ganze stellt man etwas entfernt vom Fenster so auf, daß directes Sonnenlicht nicht allzu lange einwirken kann. Andauernd helle Beleuchtung bringt den Uebelstand mit sich, daß aus dem Vorkeim sich dichte Rasen des vollkommenen Mooses bilden, welchem ein Leuchtvermögen nicht beiwohnt. Uebrigens braucht man dasselbe nur auszujäten und mit dem Gruse zu vermischen, um eine neue üppige Vorkeimentwickelung hervorzurufen.
Eine weitere Bedingung ist endlich die, daß man die Lage, welche man der Cultur einmal gegeben hat, beibehält. Man wird zunächst nur geringe Spuren des Leuchtens wahrnehmen, nach und nach aber wird die Erscheinung immer prächtiger. Im frostfreien Zimmer bleibt sie jahraus jahrein erhalten; mit dem Eintreten des Frostes hört sie auf, kehrt aber nach dem Aufthauen wieder.
Will man das Leuchten beobachten, so nehme man die Glocke ab und trete so vor die Cultur hin, daß man dem einfallenden Lichte den Rücken zukehrt, man wird dann bald die Stelle, von welcher aus das Leuchten am schönsten sichtbar ist, auffinden. Zweckmäßig, wenn auch nicht nothwendig, dürfte es sein, die Rückwand der Glocke durch einen Lacküberzug zu verdunkeln.
Ich zweifle nicht daran, daß das Leuchtmoos auch im Freien in künstlichen Grotten, deren Boden durch herabträufelndes Wasser feucht erhalten wird, gezogen werden kann.
Jedenfalls eignet sich das Leuchtmoos seiner eigenthümlichen Schönheit, sowie seiner leichten Culturfähigkeit wegen – die einmal fertig gestellte Cultur bedarf kaum mehr der Beaufsichtigung – in hohem Grade zu einem vorzüglichen Zimmerschmuck, denn das, was den meisten anderen Bilanzen im Zimmer nachtheilig ist oder doch ihre Schönheit beeinträchtigt, wenig intensives, einseitig einfallendes Licht, ist für das Leuchtmoos geradezu nothwendig.
Durch einige Selaginella- und Oralispflanzen lassen sich die Felsen des Leuchtmoosterrariums beleben, während sich Farne nach einiger Zeit von selbst einstellen; man hat nur dafür Sorge zu tragen, daß sie nicht allzu sehr überhandnehmen. Dr. Kellermann.
Die beste Methode, Obst zu trocknen, und der Familien-Dörrapparat.
Als wir im vorigen Jahre einen Artikel über „Aldenobst“[1] aus der Feder unseres geschätzten Mitarbeiters Heinrich Semler in San Francisco gebracht hatten, da bewies uns die rege Correspondenz, die sich in Folge dessen zwischen uns und vielen unserer Abonnenten entwickelte, daß damit eine der brennendsten Fragen der heimischen Obstverwerthung berührt wurde. Seit jener Zeit ist diese Frage in Deutschland um ein Beträchtliches ihrer Lösung näher gebracht worden, und namentlich das soeben vollständig erschienene Werk H. Semler’s „Die Hebung der Obstverwerthung und des Obstbaues“ (Hinstorff’sche Buchhandlung, Wismar) nimmt unter ähnlichen Publicationen eine hervorragende Stelle ein. Der deutsche Obstzüchter findet in demselben eine Masse praktischer Winke und vor Allem eine vortreffliche Anleitung zur Bereitung des Alden-Obstes nach der californischen Dörrmethode, welche bis jetzt auf allen Ausstellungen die Palme davongetragen hat.
Mit Hilfe dieses Verfahrens erzielt man nicht nur eine bessere Qualität der Waare, sondern im Vergleich zu unsern landesüblichen Dörrmethoden den doppelten Gewinn, denn „Alden-Aepfel“ werden, um nur ein Beispiel anzuführen, gegenwärtig mit sechsundvierzig bis achtundvierzig Pfennig für das Pfund bezahlt, während an der Sonne getrocknete Aepfel nur vierundzwanzig bis sechsundzwanzig Pfennig kosten. Das Alden-Obst ist in Deutschland nur wenig bekannt, denn die Fabrikation desselben in den Vereinigten Staaten deckt bis jetzt kaum den Bedarf des eigenen Landes, und die meisten bei uns im Handel vorkommenden amerikanischen Aepfel sind an der Sonne gedörrt.
Noch vor zwei Jahren suchte man in Deutschland fast vergeblich nach einem Alden’schen Dörrapparate, heute ist diesem Mangel bereits abgeholfen worden, denn die Firma Friedrich Filler in Eimsbüttel-Hamburg brachte Alden Dörrapparate auf den Markt, wie dies aus einem kurzen Anhange zu dem Semler’schen Werke zu ersehen ist.
Diese großen Dörrschachte eignen sich jedoch mehr für Besitzer großer und mittlerer Obstculturen, es fehlen dagegen bis jetzt billige sogenannte Familien-Dörrapparate, deren Anschaffung jedem möglich wäre und welche, in einem kleinen Raume untergebracht, dasselbe Resultat wie die großen Dörrschachte liefern würden. Auf S. 243 u. ff. seines Werkes erwähnt Heinrich Semler eine Reihe von mehr oder weniger gelungenen Versuchen, die auf diesem Gebiete in Amerika gemacht wurden, die aber das gewünschte Ziel nicht erreichen konnten. Er wendet sich daher an den deutschen Pomologenverein mit dem Vorschlag, daß derselbe ein Preisausschreiben für die Erfindung eines Dörrapparates erlassen möchte, der außer den für den Aldenproceß unentbehrlichen Bedingungen auch noch die der Billigkeit und der leichten Bedienung erfüllte.
„Und wenn der Verein sich zu seinem Preisausschreiben verstehen wollte,“ fährt der Verfasser fort, „so sollte er durch eine geeignete Veröffentlichung die Aufmerksamkeit der Erfinder auf diesen Gegenstand hinlenken. Deutschland ist ja nicht arm an erfinderischen Köpfen, deren Gedanken nur von den Männern, die mitten im praktischen Leben stehen, auf den rechten Pfad gelenkt werden müssen. Durchsieht man die Blätter des deutschen Patentamts, dann überkommt einen ein Bedauern, daß eine große Summe von Zeit und Geist an Erfindungen verschwendet wird, die nur als interessante Spielereien, ohne dauernden Werth, bezeichnet werden müssen, während es bei Dingen von hoher wirthschaftlicher Wichtigkeit beim Alten bleibt. Das kommt daher, weil die Männer, welche man gewöhnlich als praktische Geschäftsleute bezeichnet, nicht praktisch genug sind. Sie dürfen nicht die Erfinder ihren eigenen Grübeleien überlassen, sondern müssen ihnen eine bestimmte Aufgabe stellen: das oder das thut uns noth, nun gehet hin und erfindet! Nur so kann die Erfindungsgabe der Deutschen, die nicht übertroffen wird von der eines anderen Volkes, selbst von dem nordamerikanischen nicht, ein mächtiger Hebel für die wirthschaftliche Größe unseres Vaterlandes werden.“
Diesem Appell an die deutschen Erfinder schließen wir uns gern an. Die Lösung der Frage liegt keineswegs in Bereich der Unmöglichkeit, und der Nutzen eines solchen Apparates ist unberechenbar. Die „Gartenlaube“ wird stets bereit sein, alle gediegenen Bestrebungen auf diesem Gebiete nach Kräften zu unterstützen und gute Familiendörrapparate in Bild und Wort ihrem weiten Lesertreise vorzuführen.
Briefkasten.
B. R. in Ep. Auch die Vogelwelt hat ihre berüchtigte Diphtheritis. In manchen Jahren ist diese Krankheit sogar so sehr verbreitet, daß sie dem Landwirthe beträchtlichen Schaden zufügt. Im Volksmunde führt sie die Namen Pips, Pip, Zirp oder Zip, die freilich auch anderen Krankheiten beigelegt werden, in welchen die Vögel einen klagenden Ton wie „Piep“ hören lassen. Man erkennt die Krankheit daran, daß die Thiere traurig und matt werden, einen blassen oder gelblichen Kamm bekommen, ihre Federn sträuben und den Schnabel offen halten. Dabei athmen sie kurz und angestrengt, nießen und krächzen. Der piepende oder zirpende Ton gehört gleichfalls zu den charakteristischen Zeichen der Krankheit. Die Gewißheit, daß eine diphtheritische Erkrankung vorliegt, erlangt man jedoch erst bei genauer Untersuchung des Rachens. Man findet alsdann die Schleimhaut der Zunge und des Gaumens mit einem gelblich weißen Ueberzuge belegt. Nach vier bis sechs Tagen wird derselbe fast hornartig hart, löst sich ab und hindert die Thiere an der Aufnahme der Nahrung. – Sobald die diphtheritische Erkrankung bei einem Vogel festgestellt worden, muß man das erkrankte Stück absondern, um der Gefahr der Ansteckung für andere Thiere und Menschen vorzubeugen. Ueber die Behandlung der Krankheit finden Sie genaue Auskunft in dem Werke „Thierärztliches Recept-Taschenbuch“ von Joseph von Grebner und Professor von Straub, welches in der vierten völlig umgearbeiteten Auflage im Verlage der J. Ebner’schen Buchhandlung in Ulm erschienen ist.
- ↑ Vergleiche „Gartenlaube“, Jahrgang 1882, Nr. 36, welche gegen Einsendung von 40 Pfennig in Briefmarken durch die Verlagshandlung Ernst Keil in Leipzig zu beziehen ist.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 676 b. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_676_b.jpg&oldid=- (Version vom 18.1.2024)