Verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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da ihre feurigen Gewalten dies Felsen- und Klippenwesen aus der Erde steigen ließen.
Ein anderer Nebenfluß, welchen einige Meilen weiterhin der hier zwischen zurücktretenderen Thalwänden einherfließende und für eine kurze Strecke breit und voll aufathmende Yellowstone aufnimmt, ist der East Fork. Inmitten eines ganzen Dampfhofstaates von Schwefelquellen, Schlammvulcanen und allerlei kleinerem Thermengelichter tanzt er aus den Bergketten hernieder, die sich im Osten des Nationalparks aufthürmen. Aber er vereinigt seine Wasser mit denen seines Hauptflusses nur, um bald darauf mit diesem gemeinsam in die Felsenenge des nächsten Cañons desselben zusammengepreßt zu werden. Neun Meilen hat sich der Fluß durch die einander oft Stirn an Stirn gegenüberstehenden Felsenwälle dieser zweiten Steilschlucht hindurchzuwaschen, um beim Austritt aus ihr nahezu 2500 Fuß tiefer als bei seinem Ausfluß aus dem See dahinzuströmen.
Und hier, beim Austritt des Yellowstone aus dem zweiten Cañon, ist es auch, wo der Gardiner-Fluß, den wir mit seinen klaren und kühlen Fluthen den Fuß des von tausend heißen Quellen durchkochten Mammuththermen-Berges bespülen sahen, in jenen hineinfällt und so eine Art lebendigen Bandes zwischen den vorwiegend landschaftlichen Wundern der östlichen, der eigentlichen Yellowstone-Region des Nationalparks und den rein vulcanischen Mirakeln seiner westlichen Hälfte herstellt. Die im Rüstzeug aller nur denkbaren Farben- und Formenzauber die Wacht am nördlichen Eingang zum Wunderland haltenden Mammuththermen kennen wir bereits.
Für den dreifachen Geysergürtel des Madison-Flusses und damit für das eigenste Reich, welches sich hier alle bösen und alle guten Geister des ewigen Feuers errichtet haben, müssen Zeichner und Schilderer auch Raum und Rahmen einer eigenen Skizze beanspruchen.
Festlied zur Sedanfeier.
Die Eiche rauscht im Vaterlande,
Die Deutschen grüßen Schaar um Schaar
Germania im Festgewande,
Es schmücket Kranz um Kranz ihr Haar.
Zieht unser Volk von Fest zu Fest,
Je finstrer sich die Wolken thürmen
Und Blitze drohn von Ost und West.
Heil, daß der Volkesseele Regen
Des Geistes Rüstzeug anzulegen,
Das ihm die große Vorzeit wahrt:
Die Ehrensäulen aufzurichten
Den Kämpfern jeder großen Zeit,
Ob sie das Schwert dem Recht geweiht.
Wenn Heldenthum und deutscher Glaube
Dein festlich Auferstehen weihn,
Ist dein Symbol die Friedenstaube,
Weh, wer an unsern Thoren rüttelt,
Wo du zur Ruh das Schwert gekehrt!
Wenn dein Haupt seine Locken schüttelt,
So klirrt jedes deutsche Schwert.
Auch dir, du großes Siegesfest.
Nie drohe uns der Tag der Schande,
Wo dich das Volk sich rauben läßt!
Es schalle noch von Enkelzungen
Die einst die Einheit uns errungen,
Sie waren auch der Freiheit Wehr’!
Dr. Martin Luther im „Bären“ zu Jena.
Am Tage der Fastnacht – dem 4. März – im Jahre des Heils 1522 zogen auf der großen Verkehrsstraße, die von Nürnberg gen Naumburg, Halle und Leipzig führte, zwei fahrende Studiosen einher, welche sich als abendliches Reiseziel die Stadt Jena ausgewählt hatten. Ein am Nachmittag eingefallenes Unwetter hatte die Wanderer genöthigt, unterwegs einen Unterschlupf zu suchen, und außerdem die Wege so aufgeweicht, daß das Fortkommen ein erschwertes war. In Folge dessen hatten die Jünglinge sich verspätet, und es war schon der Abend hereingebrochen, als sie das südliche Thor der Stadt, das Löbderthor, erreichten. In den bereits tief dämmernden Straßen herrschte indessen helles, fröhliches Leben. Vermummte zogen einzeln und in Haufen vorüber und trieben allerhand Kurzweil. Die Insassen der Häuser schauten neugierig aus den Erkern und Fenstern auf das Treiben hinab oder standen und saßen lachend und schäkernd unter den Rundbögen der Thoreingänge. Auch schrille Musik von Pfeifen und Trommeln oder aus dröhnenden Hörnern mehrte den brausenden Lärm. Die einwandernden Studenten waren indeß von dem langen und mühevollen Wege ermüdet und begehrten nach Herberge und Nachtruhe. Aber überall, wo sie in der Stadt darnach Umfrage hielten, ward ihnen eine abschlägige Auskunft zu Theil, und so standen sie jetzt rathlos an dem nördlichen Ausgange, in der Schloßgasse am sogenannten Pförtchen, entschlossen, die unwirthliche Stadt zu verlassen und auf einem der Dörfer außerhalb Nachtherberge zu suchen. Da trat aus dem Pförtchen ein ehrsamer Bürgersmann, der wohl in der inneren Stadt noch einen Nachttrunk zu nehmen begehrte, und frug sie, wohin sie noch so spät hinaus wollten. Sie würden vor Einbruch der Finsterniß sicher keinen Ort erreichen, und die Wege seien leicht zu fehlen. Er wolle ihnen daher rathen, allhier zu bleiben.
„Lieber Vater,“ entgegnete hierauf der Aelteste der Beiden, „wir sind in allen Wirthshäusern gewesen, allenthalben hat man uns abgewiesen und Herberge versagt, müssen also aus Noth fürbaß ziehn.“
Da meinte der Bürger, ob sie denn auch schon im Gasthause zum „Schwarzen Bären“ gewesen seien? Als sie dies verneinten, erbot er sich, ihnen dasselbe zu zeigen. Es läge ein wenig vor der Stadt, nur etwa hundert Schritt vor der Pforte.
Als sie nun dort ankamen, stand der behäbige Wirth unter der Thorfahrt und lüftete, als er die Ankömmlinge sah, freundlich grüßend seine Kappe. Auf ihre schüchterne Frage nach Labung und Unterkunft hieß er sie fröhlich willkommen und führte sie allsogleich in die Gaststube rechts von der Flur. Dort trafen sie bereits quer an der Wirthstafel einen Gast sitzen. Derselbe hatte vor sich ein Buch aufgeschlagen, in welches er sich lesend vertieft hatte. Gleichwohl war sein Aeußeres nicht das eines Gelehrten. Er trug Wamms und lange Hosen und auf dem Kopfe eine rothe Lederkappe, ganz nach Landesgewohnheit der Reitersleute. Die rechte Hand hielt er gestützt auf den Knopf eines kräftigen Schwertes, während er mit der linken das Heft umfaßte. Sein etwas breites Gesicht bedeckte ein dunkler Vollbart und unter den buschigen Augenbrauen blitzten ein Paar tiefschwarze große Augen hervor, „funkelnd wie die Sterne“, daß man sich schier scheuen mochte, in sie hineinzuschauen.
Die Anwesenheit des Fremden, der wohl ein Edelmann sein mochte, schüchterte die beiden jungen Gelehrten etwas ein. Zudem waren ihre Schuhe und Kleider von dem Straßenkothe gar arg befleckt, sodaß sie sich ihres Aufzugs schämten. Sie setzten sich deshalb abseits von dem Gasttische auf ein an der Wand befestigtes Bänkchen in der Nähe des großen grünen Kachelofens und studirten verlegen die Figuren der zwölf Apostel, welche in die Glasur eingebrannt waren. Der Fremde aber hieß sie alsbald sich zu ihm an den Tisch setzen und bot ihnen Bescheid aus der vor ihm stehenden Kanne. Das konnten sie ihm nicht wohl
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_574.jpg&oldid=- (Version vom 13.1.2024)