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Seite:Die Gartenlaube (1883) 551.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883)

in eine Reihe zu stellen. Die englischen, von deutschen Ausstellern gezüchteten Rassen standen denen von englischen Züchtern, die verhältnismäßig stark vertreten waren, kaum nach.

Die beiden folgenden Abtheilungen für Bienen- und Fischzucht stehen eigentlich nur in losem Zusammenhange mit der landwirthschaftlichen Thierzucht, doch boten sie sehr viel Interessantes und erfreuten sich lebhaften Besuches. Die Bienenzucht ist in deutschen Landen schon sehr alt und stand früh in großem Ansehen, denn die Producte derselben waren sehr begehrt. Die deutsche Hausfrau konnte in einer Zeit, in der man noch keinen Zucker kannte, ihre Speisen nur mit Honig versüßen, und die katholische Kirche hatte für eine Menge Wachs Verwendung. Eine Nürnberger Chronik erzählt, daß man im Mittelalter für einen Bienenschwarm drei, für eine Kuh nur zwei Gulden bezahlte. Der deutsche Kaiser verlieh den Bienenzüchtern im Reiche besondere Gerechtsame, z. B. eigene Gerichtsbarkeit. Aber erst in neuerer Zeit hat sich die Bienenzucht in Theorie und Praxis in der außerordentlichsten Weise entwickelt, woran Männer wie Dr. Dzierzon, von Hruschka und andere kräftig und erfolgreich mitwirkten. Die deutsche Bienenzucht erweist sich denn auch von erheblicher Leistungsfähigkeit. So dringt allein die Provinz Hannover jährlich circa 500,000 Pfund Wachs und für 2 Millionen Mark Honig in den Handel. Die Ausstellung enthielt in ihrer betreffenden Abtheilung zahlreiche Königinnen und Bienenvölker aller Culturrassen, Bienenwohnungen, Geräthe, wie sie der Imker gebraucht, und Producte der Bienenzucht. Das Ausland war am stärksten durch Italien vertreten.

Die Abtheilung für Fischzucht enthielt zunächst in einem Gebäude Netze, Modelle, Geräthe und Gebrauchsutensilien; hinter demselben auf einem langen Stande todte und in mehreren hübsch angelegten Bassins lebende Fische. Die bemerkenswerthesten Aussteller dieser Abtheilung waren der „Schleswig-Holsteinische Central-Fischerei-Verein“, welcher unter Anderem eine ebenso einfach wie sinnreich construirte Aalleiter vorführte, der renommirte Karpfenzüchter Adolf Gasch aus Gut Kaniow in Galizien und die Fischhändler F. und J. Meyer aus Hamburg, die sich dort unter dem Namen „Fisch-Meyer“ bei der ganzen Bevölkerung großen Ruf erworben haben. Dieselben hatten auch auf der Ausstellung eine complete Störschlachterei mit Räucherei eingerichtet, die eine starke Anziehungskraft ausübte, weil man dort ein Stück delicaten, frisch geräucherten Störfleisches sofort zu einem guten Trunke kühlen Moselweins verzehren konnte. Die Abtheilung hat derartigen Anklang gefunden, daß das Ausstellungs-Comité beschlossen haben soll, vielleicht schon im nächsten Jahre eine eigene Fischerei-Ausstellung in Hamburg zu veranstalten.

Die siebente Abtheilung für Geflügelzucht war eine glänzend beschickte. Fast um das ganze Ausstellungsfeld zog sich ein weiter Kranz von Käfigen, von krähenden, gackernden, schnatternden und gurrenden Hühnern, Enten, Gänsen und Tauben belebt. Man konnte hier wunderschöne Exemplare der verschiedensten Arten ausgestellt sehen.

Der „Hamburg-Altonaer Verein für Geflügelzucht“ pflegt sonst alljährlich eine besondere Geflügelausstellung zu arrangiren und hatte dieselbe in diesem Jahre mit der internationalen landwirthschaftlichen Thierausstellung vereinigt.

Aus der reichen Anzahl der ausgestellten befiederten Thiere hat unser Zeichner drei Hühnerpaare festgehalten. In der Mitte des Gruppenbildes finden wir ein Paar gesperberte Italiener (Nr. 14), die C. C. Clausen in Averfleth bei Wilster ausgestellt hatte. Die Italiener sind an Größe etwa unseren Landhühnern gleich, haben einen sehr großen einfachen Kamm, der beim Hahn aufrechtstehend, bei der Henne überliegend ist, und gelbe Beine und Schnäbel. Sie sind ausgezeichnete Eierproducenten und übertreffen als solche alle anderen Hühnerarten. Unten im Bilde ist ein Paar der französischen Rasse der Hondans (Nr. 15) gezeichnet, das F. W. Rubens in Umea gehört. Die Thiere sind groß und kräftig von Figur und tragen Haube und Federbart. Sie besitzen an den Füßen fünf Zehen, von denen die fünfte hinten sitzt und aufwärts gerichtet ist. Das Huhn ist ein treffliches Lege- und Masthuhn. Sehr hübsche Thiere sind die japanischen Bantams, die gleichfalls unten in unserem Bilde (Nr. 10) zu sehen sind und die Otto Friedrich Ehlers in Groß-Borstel bei Hamburg ausgestellt hatte. Die Hühner haben weißes Gefieder und schwarze Schwänze, deren Federn schmal weißgesäumt sind. Der einfache Kamm ist bei dem Hahne sehr groß und der volle reiche Schwanz wird von demselben derartig getragen, daß er fast den Kopf berührt. Die Thierchen sind niedliche Liliputer des Hühnergeschlechts.

Die Abtheilung für Stallungen, Maschinen, Geräthe etc. interessirte durch manches darin gebotene Neue, doch im Großen und Ganzen war sie die dürftigste Abhteilung der Ausstellung. Ungetheiltes Interesse allein mußten die verschiedenen Centrifugen in Anspruch nehmen, welche die alte Methode der Milchentrahmung in die Rumpelkammer werfen und binnen kürzester Zeit Rahm und Magermilch so genau von einander scheiden, daß ein Chemiker es nicht sicherer bewerkstelligen könnte. Die Centrifuge ist noch eine sehr junge Erfindung. Aus der Hamburger Molkerei-Ausstellung im Jahre 1877 war erst die Idee derselben in einem versiegelten Modelle eingesandt, während wir jetzt schon verschiedene Systeme der Centrifuge besitzen, die man auf der Ausstellung in voller Thätigkeit erblicken konnte.

Die letzte Abteilung, der Wissenschaft und den Ergebnissen ihrer Forschungen gewidmet, war eine sehr reichhaltige. Da sah man die reichen Sammlungen zur Unterstützung der Thierzuchtlehre, der zootechnischen Abhteilung der königlich preußischen landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin entnommen, und da war vor allen Dingen die verblüffend großartige Collectivausstellung aus dem Königreiche Sachsen, zu der alle sächsischen Lehranstalten für Landwirthschaft das Ihrige beigetragen hatten. Diese ganze Abtheilung bildete überhaupt einen imposanten Schlußstein der gesammten Ausstellung und zeigte uns, wie emsig Theorie und Praxis Hand in Hand arbeiten, um die Thierzucht, diesen wichtigen Zweig der Landwirthschaft, auf immer höhere Stufen der Entwicklung zu heben. Von H. Settegast, dem Lehrer an der Berliner Landwirthschaftlichen Hochschule, hing in der Ausstellung ein vortreffliches Tableau, auf dem man an der Hand eines kurzgefaßten begleitenden Textes die verschiedenen Phasen verfolgen konnte, welche die deutsche Thierzucht durchgemacht hat. Die Schlußworte auf diesem Tableau hat die internationale landwirthschaftliche Thierausstellung in Hamburg, die im Ganzen vom 3. bis zum 11. Juli währte, im reichsten Maße bestätigt. Wir lassen dieselben als den passendsten Schluß unseres Artikels hier folgen. Settegast sagt:

„Was auf dem Gebiete der Thierzucht vordem gedacht, gewollt, gestrebt und angebahnt worden ist, das hat die Gegenwart gezeitigt. Wir dürfen mit Befriedigung auf den heutigen Standpunkt unserer Viehzucht blicken und der Zukunft vertrauen, denn die Eroberungen der Wissenschaft und Praxis, sich sowohl auf die Kunst der Züchtung wie auf die Haltung und Fütterung der Thiere erstreckend, gewährleisten uns weitere Erfolge. Die Hoffnung, daß es uns trotz aller von Seiten auswärtiger Concurrenz drohenden Gefahren gelingen wird, in der Rentabilität der Viehzucht keine Einbuße zu erleiden, ist vollberechtigt.“




Die Aufstellung der Germania auf dem Niederwald.

Es war am 28. Juli gegen zwölf Uhr Mittags, als von den Höhen des Niederwalds wiederholt Böllersalven ertönten, welche in doppelter Zahl von Bingen aus erwidert wurden und welche nicht allein in den angrenzenden Rheinorten einen lauten Jubel der Bevölkerung weckten, sondern in allen deutschen Gauen einen mächtigen Widerhall fanden. Da ging die Kunde von Mund zu Mund, auf dem Niederwald, das Antlitz gegen Frankreich gewendet, die Kaiserkrone hoch in der Rechten, stehe stolz das Sinnbild des deutschen Volkes, die gewaltige Germania.

Noch als unsere tapferen Truppen vor Paris standen, regte sich allenthalben der Gedanke, ein der unvergleichlichen Siege würdiges Denkmal zu errichten. Langsam, aber festen und sicheren Schrittes ging man später an die Ausführung der Idee. Der Niederwald war als die passendste Stätte erwählt worden, und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_551.jpg&oldid=- (Version vom 11.1.2024)