Verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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bei einem Wechsel seines Heimathhafens oder seiner Registerbehörde unverändert bei; und wie bei uns, so veröffentlichen auch die übrigen Staaten die amtlichen Listen ihrer Schiffe mit dem Unterscheidungs-Signal entweder als Anhang zu neuen Auflagen ihrer Signalbücher oder in besonderen Nachträgen. Der zweite Theil dieses Buches enthält wie ein Wörterbuch die Signale alphabetisch geordnet und rechts neben jedem Worte steht die zur Bezeichnung dienende Buchstabengruppe.
Vermöge dieses wichtigen internationalen Signalbuches ist es also möglich, daß zwei Personen verschiedener Nationen, wenn nur jede eine ihr verständliche Ausgabe des Buches besitzt, sowohl alle in dasselbe aufgenommenen Fragen, Antworten u. dergl. m., als auch solche andere Mittheilungen, welche sich aus den darin vorkommenden Satzteilen, Wörtern, Silben zusammenstellen lassen, unter einander wechseln können dadurch, daß sie die zu deren Bezeichnung dienenden Buchstabengruppen sich mittheilen.
Wünscht ein Schiff einem andern oder einer Signal-Station etwas zu signalisiren, so werden zuerst die Buchstabengruppen aufgesucht und nach diesen die Flaggen geordnet. Der Matrose, welcher dieses Amtes zu warten hat, heißt der Flaggengast. Das Kauffahrteischiff „Europa“ will auf dem atlantischen Ocean einem nach Bremen gehenden Dampfer seinen Namen mittheilen, melden, woher es kommt, wohin es geht, wie lange auf See. Es zeigt zuerst seine Nationalflagge und dicht darunter aufgehißt den Signalbuchwimpel. Der Dampfer giebt das Zeichen, daß er die Aufforderung verstanden. Jetzt zieht es an anderer Stelle die vier Flaggen QBKJ (Kauffahrteischiff „Europa“) auf, sodann, nachdem diese Gruppe herunter geholt, die nächste Gruppe BDPQ (kommt von London), dann BQGL (geht nach New-York) und endlich VWT (befindet sich zwölf Tage in See). Die nebenstehende Zeichnung (Fig. 2) möge die Flaggengruppen veranschaulichen.
Ungenaue Beobachtungen aber haben schon oft arge Mißdeutungen hervorgerufen. Ein Vollschiff ging von Glasgow nach Ostindien und in Havre wird einige Tage später von einem ankommenden Dampfer berichtet, er habe ein Schiff gesehen, das BLD (mein Schiff ist vollständig Wrack) signalisirte. Die Wache hatte die vier Flaggen BLDC (bestimmt nach Bombay) für drei gehalten und daraus den unrichtigen Inhalt sich zurecht gelegt. Erst hundert Tage später nach der Ankunft in Bombay riß das Telegramm „Alles wohl an Bord“ die Beteiligten aus ihren großen Sorgen. Hätte der Signal-Empfänger genau mit dem Fernrohre hingesehen und die nicht völlig ausgewehte Flagge C bemerkt, so mußte er zurück signalisiren QF (ich kann Ihre Flagge nicht erkennen) oder CWF (Signal nicht verstanden) und Aehnliches.
Für solche Entfernungen, in denen nicht mehr die Farbe, sondern nur noch die Form und Stellung der Signalzeichen erkannt werden kann, bedient man sich der Fernsignale, und die Zeichen sind entweder rund, dreieckig oder viereckig. Die runden werden durch Bälle, die dreieckigen durch Wimpel, die viereckigen durch Flaggen dargestellt. Welche Farben diese Zeichen besitzen, ist an sich gleichgültig; doch sind die dunkelfarbigen die geeignetsten, weil sie am weitesten sichtbar sind. Für die Fernsignale ist der Grundsatz festgehalten, daß mindestens ein Zeichen jedes Signales ein Ball sein muß. Deshalb und weil Bälle in den Signalen mit farbigen Flaggen ganz fehlen, bildet der Ball das charakteristische Unterscheidungsmerkmal für die Fernsignale. Kein Fernsignal besteht aus mehr als drei Signalzeichen und höchstens zwei derselben sind von gleicher Form. Ein einzelner Ball vertritt die Stelle des Signalbuchwimpels und Antwortwimpels und bildet außerdem das Schlußzeichen. (Vergl. die Tabelle Fig. 3 auf Seite 437.) Mittels dieser achtzehn Buchstaben-Fernsignale kann gleichfalls jedes im Signalbuche enthaltene Signal gegeben werden, nur auf bisweilen etwas umständlichere Art; denn während ein Signal mit farbigen Flaggen auf einmal gegeben werden kann, müssen hier zu dessen Darstellung so viele einzelne Signale, als es Signalbuchstaben hat, signalisirt werden, und außerdem noch jedesmal das Schlußzeichen. Giebt man jedoch die einzelnen Fernsignale gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Schiffes, und zwar das erste im Vortop, das zweite im Großtop, das dritte im Kreuztop, das vierte an der Gaffel, so geht das Signalisiren ebenso schnell; man bedarf aber statt eines Flaggengastes deren vier. Nach allgemeiner Uebereinkunft sind solche Signale stets „von vorn nach achter“ zu geben.
Wenn Signalflaggen oder Fernsignale nicht zur Hand sind, wie z. B. bei Schiffbrüchen, in Booten etc., so können zum Signalisiren auch andere Gegenstände benutzt werden, welche eine den Fernsignalen ähnliche Form besitzen, also statt der Bälle: kugelförmige Bündel, Körbe, Hüte, statt der Wimpel: schmale Streifen Zeug, längliche Gegenstände, statt der Flaggen: viereckige Stücken
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_436.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)