verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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hübsche Uniform in gefälliger Weise hebt und abschließt. Es ist auch in Bezug auf seinen Erfolg eine der schönsten Truppen, die man sehen kann. Ueberall, wo dasselbe als Truppe auftritt, kann es in äußerer Erscheinung und Ausbildung nur den vortheilhaftesten Eindruck machen, und wenn das Seebataillon auch, außer dem oben Angeführten, eine directe Bedeutung für die Marine nicht hat, so bildet dasselbe immerhin einen nicht unwichtigen Theil und eine Zierde derselben.
Blätter und Blüthen.
Die Richard Wagner-Häuser (S. 220 und 221). Ueber das Wagner-Theater, das Mittelbild unserer Illustration, finden die Besitzer der früheren Bände der „Gartenlaube“ im Jahrgang 1873 erst S. 59 Angaben über den ersten Plan Wagner’s, der nur auf einen ähnlich wie bei großen Musikfesten für den einmaligen Zweck aufgeführten Holzbau hinauslief; aber schon S. 515 sehen wir den fertigen Bau des „Tempels der Zukunftsmusik“ im Bilde vor uns. So ist es äußerlich auch geblieben. Doch ist das Bühnenhaus bekanntlich erst 1876 zu völliger Vollendung gediehen.
Das Geburtshaus Richard Wagner’s erkennt der Gast Leipzigs leicht an der Lage, dem Ausgang der Hainstraße in den Brühl gegenüber, ferner an dem Steinbild des ruhenden Löwen über der Thür, nach welchem es, gemäß der alten Sitte, auch Privathäusern bezeichnende Namen zu geben, das Haus zum rothen und weißen Löwen genannt wurde. Es führt jetzt die Hausnummer 88.
Das Sterbehaus unseres großen Tondichters in Venedig, der Palast Vendramin-Calergis, ist der neuen Auszeichnung, die ihm durch solch einen Todesfall geworden, würdig. Er wird ziemlich allgemein als der edelste und schönste aller Paläste Venedigs anerkannt. Mit seiner Erbauung durch Pietro Lombardo wurde (1481) der erste entscheidende Schritt auf der neuen Bahn der Frührenaissance gethan: „das Erdgeschoß mit korinthischen Pilastern, die zwei oberen Geschosse mit korinthischen Säulen und prächtig durchgebildeten zweitheiligen Rundbogenfenstern; über Gesimse, Säulen und Pilaster, Friese, Fenstereinfassungen, Brüstungen und Balcone eine festlich heitere weißmarmorne decorative Hülle“ (Th. Gsell-Fels „Italien in 50 Tagen“). Nicht weniger vorzüglich ist die Lage des Palastes in der Nähe des Bahnhofs und der nächsten Wasserverbindung mit dem Festlande, dem Canareggio. Auch diese Wahl einer venetianischen Wohnung zeugt von dem allseitig feinen Geschmack des deutschen Meisters.
Die Vignette unseres Artikels schmückt Richard Wagner’s nach eigenem Geiste erbautes und eingerichtetes Wohnhaus in Bayreuth, das vielbeschriebene „Wahnfried“ mit seiner allbekannten Inschrift:
Hier, wo mein Wähnen Frieden fand
Wahnfried
sei dies Haus von mir genannt.
Das schon durch seine Vornehmheit das Auge fesselnde Gebäude befindet sich auf dem Wege zur Eremitage und trägt auf der vorderen Wand ein Sgraffitto-Bild, welches die Gestalt von Wotan, dem Helden des „Ring der Nibelungen“, links von ihm aber die Gestalt der Schröder-Devrient, rechts die der Gattin Wagner’s mit ihrem Sohne Siegfried zeigt. Im Garten am Hause ist die Stätte, die Wagner schon vor Jahren zu seiner Gruft bestimmt hatte.
Ueber die zwölf Artikel, welche unser Blatt dem Leben und Wirken Richard Wagner’s gewidmet hat, giebt das „Vollständige Generalregister der ‚Gartenlaube‘“ die nöthigen Hinweisungen.
Allen Brustleidenden zur Warnung! Seit einiger Zeit sind an uns von vielen Unglücklichen, die an Lungenschwindsucht leiden, Anfragen gerichtet worden, ob uns oder unseren medicinischen Beiräthen Näheres über die „neuentdeckte sibirische Pflanze Homeriana“ bekannt sei, welche gegenwärtig in den Annoncen vieler Blätter als vorzügliches Heilmittel gegen die Lungentuberculose angepriesen wird. Die meisten dieser Anfragen haben wir brieflich im warnenden Sinne beantwortet, da sich aber dieselben in letzter Zeit massenhaft häuften, so glaubten wir, hier einer mit großem Aufwande und nicht ohne Geschick betriebenen Reclame, die auf die Unwissenheit und Leichtgläubigkeit der Kranken speculirt, gegenüber zu stehen, und hielten es für unsere Pflicht, in Bezug auf diese „neue“ Wunderpflanze eine öffentliche Warnung zu erlassen. Wir wußten, daß der im Kampfe gegen den Geheimmittelschwindel so sehr verdiente „Ortsgesundheitsrath der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe“ schon unterm 27. Januar d. J. folgende Bekanntmachung erlassen hat:
„Unter der Ueberschrift ‚Zur Heilung der Lungentuberculose‘ wird seit einiger Zeit durch Reclamen und Inserate in hiesigen und auswärtigen Blättern eine angeblich bisher unbekannte, nach ihrem Entdecker ‚Homeriana‘ genannte sibirische Pflanze als untrügliches Heilmittel gegen Schwindsucht den Leidenden empfohlen.
Bei der Untersuchung der Pflanze, die wir kommen ließen, erwies sich dieselbe als Polygonum aviculare, Vogelknöterich, welcher bekanntlich an Wegen, auf Aeckern und in Gärten bei uns in großer Menge wächst und die angepriesene Heilwirkung nicht im Entferntesten besitzt.
Die ‚Homeriana‘ ist von der sogenannten ‚Centralen Vertriebsstelle diätetisch-hygieinischer Erzeugnisse‘ des J. Kirchhöfer in Triest zu beziehen. Ein Paket von allerhöchstens 10 Pfennig Werth kostet 2 Mark. Wir warnen vor diesem Schwindel.“
Wir wandten uns daher an den genannten Ortsgesundheitsrath mit der Bitte, uns das ausführliche Resultat seiner Untersuchungen einsenden zu wollen, und erhielten von demselben eine zweite vom 21. März dieses Jahres datirte Bekanntmachung, in welcher trotz des haltlosen Einwandes des Kirchhöfer die Homeriana als Vogelknöterich erklärt wird und welches mit den Worten schließt:
„Um Vertrauen zu erwecken, giebt Kirchhöfer an, er habe die Homeriana dem Reichsgesundheitsamt zur Begutachtung vorgelegt; dies hat sich bestätigt, das Reichsgesundheitsamt lehnte jedoch die Begutachtung, wie vorauszusehen, ab. Als ärztliche Autorität, von welcher die Homeriana empfohlen sei, wurde in den Kirchhöfer’schen Reclamen Prof. Dr. Schnitzler in Wien angeführt. Dieser Arzt verwahrte sich jedoch alsbald gegen solchen Mißbrauch seines Namens, indem im Gegentheil nach den von ihm gemachten Beobachtungen mit der Homeriana, welche nichts anderes als der bekannte Vogelknöterich sei, keinerlei Resultate erzielt würden.
Eine Cur mit dem völlig nutz- und werthlosen ‚Heilmittel‘ dauert 60 Tage und kostet nicht weniger als 75 Franken. Nachdem wir die Pflanze wiederholt einer Prüfung durch Sachverständige unterworfen haben, müssen wir unser früheres Urtheil in vollem Maße aufrecht erhalten, daß die Reclamen des J. Kirchhöfer ein betrügerischer Schwindel sind.“
Zwei Riesen im Kampf, gleich furchtbar wild,
Sie kämpfen ohne Schwert und Schild,
Sie beginnen mit Sturmwindsingen
Ein gar gewaltiges Ringen.
Des Schlangenleibs hochragendes Haupt
Mit feurigen Wolken geschmückt, so schnaubt
Das Dampfroß zischend und dröhnend,
Den König Winter verhöhnend.
Da breitet den wallenden Mantel aus
Und fähret daher im Schneesturmbraus
Der Monarch mit eiszackiger Krone,
Voll Rache hohnlachend dem Hohne.
Das fauchende Roß speit Feuer und Dampf,
Es perlet am Leib ihm der Schweiß vom Kampf;
Doch der König stemmt überlegen
Im kalten Trotz sich entgegen.
Und keiner wanket und keiner weicht. –
Doch siehe – in höchster Noth erreicht
Des Kampfes Getös der Menschen Stätten,
Und sie eilen herbei zu rechten und retten.
König Winter ist Allen schon lange verhaßt,
Das Dampfroß Allen ein trauter Gast:
Ihm helfen nun Schaufeln und Besen.
So ist es ja immer gewesen.
Kleiner Briefkasten.
J. F. in Madrid. Unsern lieben Landsleuten können wir die Beruhigung geben, daß, wie viele Wörter unserer Sprache wir auch dem Auslande entlehnt haben, das Wort Halle ein uraltes Eigenthum unserer Nation ist. Seine älteste Bedeutung, die wir schon im Altsächsischen, Altnordischen, Angelsächsischen und ebenso im Niederdeutschen und Englischen wiederfinden, gilt noch heute und ist die eines offenen Baues mit einem nur auf Säulen oder Pfosten ruhenden Dache oder eines von Säulen getragenen Vorbaues. Das Wort „Halle“ gehört zu den nach Naturlauten gebildeten Wörtern (Onomatopoëtica nennt sie der Gelehrte), insofern damit ein „wegen des Mangels innerer, auch wohl äußerer Wände hallendes Gebäude“ bezeichnet wird. Solche Wörter bildet bekanntlich am liebsten das Kind, das den Hund „Hauhau“, die Ziege „Mekmek“, die Kuh „Muh“ nennt. Aber auch die Schriftsprache ist nicht arm an dergleichen Wörtern, wie z. B. Sausen, Klingel, Kukuk, Schnurre, Glucken, Donner, Krach etc. Für die Thatsache, daß wir für unsere Sprache allerdings etwas starke Anleihen in der Fremde gemacht haben, kann uns der Umstand trösten, daß unsere Nachbarn, und sogar die Franzosen, auch aus unserem Sprachschatz Manches haben brauchen können. Ohne unser Bollwerk hätten sie noch heute keine Boulevards, ohne unsere Buttel kein Bouteille; ihre Soldaten gehorchen dem Commando „Halt!“ wie die Deutschen, und wer in Paris ein Glas „Kohlensaures“ genießt, freut sich doch, daß die Bude, vor der er steht, die Firma „Trinquehalle“ führt.
A. X. in Breslau. Ihr Gedicht ist zu gut für den Papierkorb, aber nicht gut genug für den Abdruck. Ueben Sie weiter, hüten Sie sich jedoch, dem Lobe „guter Freunde“ zu glauben.
N. N. in Köln. Ihre Gabe von 10 M. für den Invaliden Salzer in Albernau („Gartenlaube“ Nr. 11) ist demselben zugesandt worden.
H. Schmidt in Frankfurt a. M. und A. Hocke in Hildesheim. Zu demselben menschenfreundlichen Zweck 3 M. und 6 M. Unsern Dank den edlen Gebern!
Abonnent in Lang–. Jahrgänge 1880 und 1881 der „Gartenlaube“ können Sie zum Preise von 6,40 M. für den Jahrgang erhalten.
Rob. G. in Berlin. Ihren Wunsch, die Schilderung der Flucht Kinkel’s aus Spandau (Jahrgang 1863, Nr. 7 bis 10) jetzt noch einmal abzudrucken, können wir nicht erfüllen.
verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1883, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_236.jpg&oldid=- (Version vom 26.12.2023)