Verschiedene: Die Gartenlaube (1883) | |
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Das wäre in kurzen Grundrissen und in wenigen Zügen ein Bild unserer aufstrebenden Nordseestation, durch ihre Urgeschichte und die Hauptphasen ihrer Entwickelung hindurch bis auf den heutigen Tag. Jetzt stehen wir vor der Zukunft – sie zeigt uns ihr verschleiert Antlitz. Ist es zu kühn, wenn wir uns dieses Antlitz rosig und glückverheißend vorstellen, wenn wir annehmen, daß die Zukunft unter Kaiser Wilhelm und im geeinigten Vaterlande unserem Kriegshafen noch Herrlicheres vorbehält? Wir glauben daran und darum: es lebe die neue Aera!
Blätter und Blüthen.
Ein Helfer in der Noth. Bock’s Buch vom gesunden und kranken Menschen. Dreizehnte verbesserte und vielfach vermehrte Auflage. Tagtäglich finden wir auf dem Redactionstische der „Gartenlaube“ einige Briefe aus Nah und Fern, in welchen wir ersucht werden, über Heilmittel, die in den Inseraten verschiedenster Blätter angepriesen, gewissenhafte Auskunft zu ertheilen. Tagtäglich müssen wir darauf nach allen Richtungen der Windrose an Abonnenten und Leser unseres Blattes die Warnung ergehen lassen: Hütet Euch vor den gewissenlosen Curschwindlern, die durch unwahre Vorspiegelungen Euren Beutel erleichtern möchten und, um diesen schnöden Zweck zu erreichen, kein Bedenken tragen, durch unwissende und falsche Behandlung Eurer Leiden Eure Gesmloheit tief zu schädigen!
Wer seit einer langen Reihe von Jahren in so innigem Verkehr steht mit den verschiedenartigsten Classen unseres Volkes und von Tausenden durch ein fast grenzenloses Vertrauen über ihre Bedürfnisse und Anschauungen so genau unterrichtet wird, wie dies gerade bei uns der Fall ist, dem ist es auch klar, warum dieses verdammungswürdige Treiben der Curpfuscher und Geheimmittelschwindler seine giftigen Blüthen immer wieder von Neuem zu treiben vermag. Wir können mit vollstem Recht behaupten: die Unkenntniß des Baues und der Verrichtungen des menschlichen Körpers, die völlige Unwissenheit des Volkes in allen Dingen, die sich auf Krankheiten und deren Behandlung beziehen, sie sind es, die den ehrlosen Geheimmittelfabrikanten und Curpfuschern den Erfolg sichern und jahraus, jahrein Tausende in ihr Garn treiben. Es giebt nur ein gründliches Mittel, welches diesem Uebel zu steuern vermag, und das ist: die Aufklärung des Volkes über die Grundsätze der Gesundheitslehre und das Wesen der Kranken.
Die volle Ueberzeugung von der Richtigkeit dieser Ansicht war es auch, die vor vielen Jahren einen der geschätztesten Mitarbeiter der „Gartenlaube“ bewog, ein Buch zu schreiben, welches in klarer und allgemein verständlicher Weise selbst den schlichtesten Mann aus dem Volke über den Bau und die Verrichtungen des gesunden menschlichen Körpers und seine vernunftgemäße Pflege, sowie über das Wesen der Krankheiten und ihre Verhütung unterrichten sollte. Dieser Mann war Dr. Carl Ernst Bock, weiland Professor der pathologischen Anatomie an der Universität zu Leipzig, und das Werk, welches er damals schrieb, ist heute Jedermann wenigstens dem Titel nach bekannt; es ist „Das Buch vom gesunden und kranken Menschen“.
Bock fand für sein Werk den geeignetsten Verleger in seinem Freunde, dem Begründer unseres Blattes, der, wie er stets seine volle Kraft für das Wohl des Volkes einsetzte, auch in diesem Falle mit begeistertem Eifer dieses volksthümliche und menschenfreundliche Unternehmen förderte. Kein Wunder, daß der Erfolg das edle Streben dieser ausgezeichneten Männer krönte! Bock’s Buch erlangte bald einen Ruf, wie kein zweites Werk dieser Art, und blieb selbst nach dem Tode seines Verfassers ein Meisterwerk ohne Concurrenz. Auch seine letzte zwölfte, 25,000 Exemplare starke Auflage wurde in überraschend kurzer Zeit vergriffen, und die Verlagshandlung von Ernst Keil sah sich genöthigt, zur dreizehnten Auflage zu schreiten. Bis jetzt kann sie mit Stolz auf ihre Thätigkeit auf diesem Gebiete zurückblicken: denn im Ganzen sind von Bock’s Buch 175,000 Exemplare verkauft worden, sodaß es als ein Familienbuch, als ein wahrer Hausfreund des deutschen Volkes betrachtet werden muß.
Ist es angesichts dieser überzeugenden Thatsachen und Zahlen überhaupt noch nöthig, das genante Buch besonders zu empfehlen? Wir würden dies wohl unterlassen haben, wenn die neue dreizehnte Auflage, von der bis jetzt zwei Lieferungen erschienen sind, sich nicht durch neue Vorzüge von ihren Vorgängerinnen unterscheiden würde. Sie ist thatsächlich eine vermehrte und verbesserte Auflage.
Auf keinem Gebiete hat sich bekanntlich ein rascherer und eingreifenderer Fortschritt geltend gemacht, als auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und der auf ihnen fußenden Medicin. Was hier der Fleiß der Forscher und der erfinderische Genius der Menschheit in letzter Zeit geleistet haben, ist geradezu staunenswerth. Um nun alle diese neuen Errungenschaften des ärztlichen Wissens und Könnens, soweit dieselben für die Volkskreise von Bedeutung sind, auch in der vorliegenden Auflage zu berücksichtigen, hat die Ernst Keil’sche Verlagshandlung die Herausgabe derselben einem Schüler Bock’s, dem bekannten populären Schriftsteller Dr. med. M. J. Zimmermann übertragen und der Ausstattung des Buches besondere Sorgfalt gewidmet. Es ziert nunmehr dasselbe außer dem Portrait des Verfassers und 150 feinen in den Text gedruckten Abbildungen noch eine anatomische in Buntdruck ausgeführte Tafel, welche den Kreislauf des Blutes veranschaulicht. Die Rücksicht auf die trans-atlantischen Landsleute und die so starke deutsche Auswanderung bewog ferner den Herausgeber, das vielseitige Werk noch durch die eingehendere Würdigung der tropischen Krankheiten zu bereichern. Schließlich erscheint auch der Abschnitt von der häuslichen Krankenpflege in durchaus neuer und erweiterter Form.
Das Werk wird in acht bis zehn Monaten in sechszehn Lieferungen vollständig erscheinen und ist durch jede Buchhandlung in Lieferungen, die je fünf bis sechs Bogen stark sind, zu dem überaus billigen Preise von fünfundsiebenzig Pfennig für die Lieferung zu beziehen. So sind selbst die weniger Bemittelten in den Stand gesetzt, sich diesen „Helfer in der Noth“ nach und nach anzuschaffen.
Kleiner Briefkasten.
Frl. Marie P. in München. Sie haben wohl daran gethan, uns erst zu fragen, ob Sie der lockenden Einladung zur Benutzung eines gewissen „Placirungs-Comptoirs“ in Budapest folgen sollen, um eine Stellung als Gouvernante oder Gesellschafterin in Ungarn zu erhalten. Sie haben sich dadurch die Erfahrungen erspart, welche Andere vor Ihnen mit diesen Anstalten gemacht haben. Ohne Zweifel würden Sie von jener Firma sofort die Nachricht erhalten haben, daß eine sehr passende Stelle, ganz nach Ihrem Wunsche, soeben offen werde, daß Sie einen Brief an die betreffende Herrschaft und fünf Mark für Spesen einsenden möchten etc. Senden Sie das Verlangte, so ist das Geschäft gemacht: die Stelle ist leider bereits besetzt etc. wenn Sie überhaupt noch einer weiteren Beachtung von Seiten eines solchen „Placirungs-Comptoirs“ gewürdigt werden. Das kaiserlich deutsche General-Consulat in Pest, das einer dieser Hineingefallenen zu dem größten Theile ihres eingezahlten Geldes wieder verholfen hat, ertheilte derselben folgende Warnung:
„Das Generalconsulat nimmt hierbei nochmals Gelegenheit, Ihnen anzurathen, vor Annahme einer Stellung hier im Lande zuvor genaue Erkundigungen einzuziehen, vor allen Dingen aber sich der Inanspruchnahme der hiesigen sogenannten Commissionsbureaus zu enthalten, da dieselben erfahrungsgemäß oft unreelle Zwecke verfolgen.“
B. K. in D. Es freut uns, Ihnen die gewünschte Auskunft ertheilen zu können. Ein Monument für Friedrich Koenig, den Erfinder der Schnellpresse, dessen Biographie wir in Nr. 2 dieses Jahrgangs mittheilten, soll zu Eisleben, der Geburtsstadt Koenig’s, errichtet werden. Es hat sich zu diesem Zwecke aus Mitgliedern des Gewerbevereins ein Comité gebildet, welches sofort nach der für den vierhundertjährigen Geburtstag des großen deutschen Reformators in Aussicht genommenen Enthüllung des Eislebener Luther-Denkmals an die Oeffentlichkeit zu treten gedenkt.
5. vermehrte Auflage. Prachtvoll geb. 4 Mk. 50 Pf.
Das Publicum, welches die seiner Zeit in der „Gartenlaube“ mitgetheilten Proben dieser Sammlung – wir erinnern nur an die schönen Lieder:
„O könnte mir ein Lied gelingen, wie Gott es selbst in’s Herz mir schrieb etc.“ – „Wenn eine Mutter betet für ihr Kind etc.“ –
„Was ist das Herz – es ist ein Blumengarten etc.“
mit so großem Beifalle begrüßte, hat den „Palmen des Friedens“ längst einen Ehrenplatz auf dem Büchertische der Familie angewiesen. Das prachtvoll ausgestattete Werk darf namentlich als poetisches Festgeschenk der allgemeinen Beachtung empfohlen werden.
Leipzig. Die Verlagshandlung von Ernst Keil.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1883). Leipzig: Ernst Keil, 1883, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1883)_136.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2023)