Verschiedene: Die Gartenlaube (1882) | |
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des mehr gefürchteten als geliebten Lehrmeisters der Freund und
Beschützer der Jugend, wenn er derselben nicht stets von dem erhabenen
Standpunkte des Katheders gegenübertritt, sondern in
freierem, ungebundenerem Verkehre mit seinen Schülern fröhlich
ist und den heiteren Genuß an den einfachen Reizen der Natur
mit ihr theilt. Und auch die Lehrer haben ihren großen Vortheil
davon: sie zumeist lernen an einem einzigen solchen Tage Sinnesart
und Charakter ihrer Pflegebefohlenen besser kennen, als wenn sie
dieselben Jahre lang auf den Schulbänken noch so genau beobachten.
Der „Verein für Körperpflege“ hat sich in verschiedene Unterabtheilungen gegliedert, welche alle mit vereinten Kräften dem gleichen Ziele zustreben. Vor Allem soll der edlen Turnkunst wieder mehr Spielraum gegeben werden: die Turnabtheilung des Vereins steht unter der Aufsicht von Volksschullehrern und unter Direction des städtischen Turnlehrers.
Neben der Abtheilung für Spiele und Eislauf besteht dann
noch eine Abtheilung für Baden, Schwimmen und Rudern. Vor
Allem aber soll die Möglichkeit der Bewegung in freier Luft
allen Kindern, armen wie reichen, verschafft werden, und dazu ist
in erster Linie erforderlich, daß in allen größeren Städten Terrains
für die Spiele der Schuljugend erworben werden, wie der Düsseldorfer
„Central-Verein“ hierin mit gutem Beispiele vorangegangen
ist. Unsere Lehrer müssen mit ihren Zöglingen den Weg aus der
dumpfen Schulstube in die freie Luft wieder finden, den sie fast
völlig verloren zu haben scheinen. Dann wird auch unsere Jugend
ihre kindliche Unbefangenheit und Frische wiedererlangen, die ihr
in der engen Schulstube so vielfach verloren gegangen ist.
Zweierlei aber ist hierzu nöthig: Geldmittel und die zur systematischen Körperpflege erforderliche Zeit durch Beschränkung der Anforderungen – nicht an den Geist; denn diese dürfen nicht beschränkt werden – sondern an das Gedächtniß. Beides ist unschwer zu erreichen und erfordert keine oder doch verschwindend geringe Opfer, die im Verhältniß zu der Idealität des Zweckes kaum in Betracht kommen. Auch hier hat der Düsseldorfer Central-Verein die Bahn bereits gebrochen. Indem er seine pädagogische Aufgabe erweitert und nicht blos auf die Jugend, sondern auf das ganze Volk als solches ausdehnt, wird es ihm leicht, durch einen sehr geringen Mitgliedsbeitrag – eine Mark pro Quartal – die erforderlichen bescheidenen Geldmittel flüssig zu machen.
In jeder einzelnen Abtheilung des Vereins besteht neben der Jugendabtheilung auch eine solche für Erwachsene, die sich zum Theil in Anlehnung an bereits vorhandene Vereine verwandter Richtung – Turnvereine, Fechtclubs, Ruder- und Schwimmvereine etc. – gebildet hat. Daneben giebt es dann noch inactive, d. h. nur zahlende Mitglieder, und durch die Beiträge derselben werden die dem Vereine erwachsenden Kosten gedeckt. Ueberall herrscht reges Leben und frische Begeisterung in diesen Abtheilungen, in denen das Bewußtsein, einem gemeinsamen großen Zwecke zu dienen, alle Theilnehmer vereint. Was in seiner Vereinzelung nur wenig zu wirken vermochte – durch systematische Behandlung und Vereinigung gewinnt es neues, frischeres Leben.
Ebenso leicht aber ist auch das andere Erforderniß zu erreichen. Das Aufgeben des Nachmittagsunterrichtes bedingt, wenn
am Vormittag vier bis fünf Stunden unterrichtet wird, eine Beschränkung
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 829. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_829.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)