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Seite:Die Gartenlaube (1882) 529.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

den herrlichsten Getreidestand angetroffen, während die Gegend selbst, welche nur selten zwischen den Aeckern und einzelnen Waldparzellen eine einsame weiße Capelle oder uralte vergessene Hünengräber erkennen läßt, einen verhältnißmäßig monotonen Eindruck hervorruft.

Das Bild ändert sich mit einem Schlage, sobald wir in eines der zahlreichen Thäler herabsteigen, welche, tief und scharf in die Hochebene eingeschnitten, das Auge sofort durch die Ueppigkeit ihrer Vegetation und besonders ihres Baumwuchses entzücken. Prächtige Nußbäume stehen zu dichten Hainen vereinigt in solcher Fülle und Schönheit der Entwickelung, wie sie wohl selten wo anders getroffen werden; sie bilden ein dichtes Laubdach über freundlichen kleinen Ortschaften, deren rothe Dächer durch die Blätter leuchten; kaum daß der goldene Knopf der Kirche die hohen Bäume überragt. Obstbäume werden in Masse cultivirt und drängen sich in Ueberfüllung und gegenseitiger Behinderung in den Gärten; ein kräftiger, üppiger Wiesenwuchs überkleidet den Boden, durch welchen eiligen Laufes krystallklare Gewässer rinnen, die vielleicht eben erst in auffällig starker, eiskalter Quelle dem Kalkgebirge entsprungen sind.

BLICK v. NEUDECK auf STREITBERG.       RUINE NEUDECK.
CURHAUS MUGGENDORF.

Rich. Püttner       Kaeseberg & Oertel. X. I.
Bilder aus der fränkischen Schweiz: Muggendorf und Umgebung.

An den oft geradezu senkrechten Thalwänden aber tritt überall der weißliche oder graugelbe Jurakalk zu Tage, in wunderbaren Zacken und Nadeln emporstarrend, oft genug hinter Haselstauden oder kleinen Föhren mancherlei Höhlen versteckend, wie sie die Bergwässer ausgenagt haben, Höhlen, denen der Urmensch der fränkischen Schweiz mit Feuer und Wasser nachgeholfen hat, um ihnen eine bequeme Rundung zu geben oder sich einen kunstlosen Herd zu gestalten.

Wer sich für dieses alte, uns nach Rasse und Zeit ganz unbekannte Völkchen interessirt, das dort gleichzeitig mit den Höhlenbären und anderen Bestien den Kampf um’s Dasein geführt hat, der achte nur auf den Lauf der Bäche und vorzugsweise auf den Ursprung der zahlreichen Quellen an denselben, und er wird überall an solchen wasserreichen Orten, an welchen gleichzeitig eine von der Höhe herabführende Schlucht oder Mulde dereinst dem Wilde die Möglichkeit gab, bequem zur Tränke herunterzusteigen, seitlich in den Felswänden in circa zwei Stockwerk Höhe sehr bald solche Wohnungen entdecken, klein oder groß, zum Oeftern, wie z. B. bei Treunitz, zu ganzen Dorfanlagen vereinigt, mit einer Feuerstelle, die außen nebenan in den Fels eingebrannt ist, oder aber mit einem auch heute meist noch offenen Zugloche im Innern, während der roh aus Steinen aufgebaute Herd unter dem mehrere Meter hohen Schutt und Mulm begraben liegt.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 529. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_529.jpg&oldid=- (Version vom 14.8.2023)