Verschiedene: Die Gartenlaube (1882) | |
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eine Erinnerung an die edlen Stifter der alten Burschenschaft und zugleich als eine Aufforderung an die jungen Burschenschafter, die Principien dieses Bundes jederzeit festzuhalten, den Ort zieren, an welchem in schwerer Zeit der Gedanke deutscher Einheit und Freiheit vielleicht zum ersten Male in der Studentenwelt einen thatsächlichen Ausdruck gefunden hat!“
Zahlreiche Beiträge gingen von den burschenschaftlichen Verbindungen Nord - und Süddeutschlands, vor Allem von den Jenaer Burschenschaftern, ferner von „alten Herren“ in Nord und Süd, im In- und Auslande, und von vielen Jenaer Bürgern ein. Rühmend ist des unverdrossenen Sammeleifers des Comitémitgliedes Professors Hermann Schäffer zu Jena, des liebenswürdigen Lehrers und Freundes der akademischen Jugend, zu gedenken, rühmend aber auch der lebhaften Sympathie der deutsch-österreichischen Studentenkreise für die gemeinsame deutsche Sache. Die schöne deutsch-nationale Idee mit zur Ausführung zu bringen, zu bethätigen, „wie hoch die deutsche Jugend Oesterreichs deutsches Wissen und Wesen ehrt und hält, wie warm, auch in der Ostmark die Herzen für die deutschen Mannesthaten, für deutsches Denken, deutsche Sitte, ja für alles Hohe schlagen, was seit den Wartburgtagen ein Burschenherz erfüllen kann,“ sandten sie aus Wien, Graz, Prag, Innsbruck, aus Ungarn und Siebenbürgen Beitrag auf Beitrag.
Professor Donndorf zu Stuttgart, dem Schöpfer des Karl August-Denkmals in Weimar, übertrug das Comité den Entwurf eines Denkmal-Projects, und mit echter Begeisterung für die Idee übernahm er, der treue Thüringer, den Auftrag.
„Die Anfrage des Burschenschafts-Denkmal-Comités,“ schrieb er sofort, „hat mich mit herzlichem Interesse lebendig bewegt. Wir Thüringer, die wir unser altes Jena lieben, stehen noch in einer besondern persönlichen Beziehung zu all dem Hohen und Herrlichen, was von dort ausgegangen ist. Die Gründung der Burschenschaft ist eine der schönsten Manifestationen des Idealismus und der Begeisterung der Jugend, und diese schönste Erscheinung verdient vor Allem, daß sie gefeiert wird.
Mir würde es Bedürfniß sein, in dem Denkmale selbst einen Hauch der Jugendbegeisterung und Romantik zu spüren, welche die Burschenschaftsidee erzeugt hat. Diese Idee würde vollkommen zur Erscheinung kommen in der Figur eines idealen Burschenschafters, bei dem sich das Motiv der Fahne günstig verwenden ließe. Die Portraits der drei Begründer würden am Sockel anzubringen sein. Eine solche begeisterte Jünglingsgestalt mit dem charakteristischen Costüm würde den Beschauer sicher in die beabsichtigte Stimmung versetzen, und ich sollte meinen, es wäre in diesem so naheliegenden Motiv alles ausgedrückt, was die Plastik hier überhaupt ausdrücken kann.“
So entstand das Project: Auf hohem Piedestale, an welchem die Widmung und die Reliefportraits der drei Begründer der Burschenschaft, Scheidler, Riemann und Horn, nach Jugendbildern angebracht werden, soll sich, überlebensgroß, aus carrarischem Marmor die Figur eines Burschen von 1815 in der damaligen Tracht erheben; er schwingt mit der rechten Hand die Fahnen der Burschenschaft, die einst viel verfolgte Wartburgfahne;[1] er drückt begeisterungsvoll mit der linken das Burschenschwert an die Brust, und aus seinen Blicken, seinen Zügen spricht das heiligste vaterländische Gelübde. Es ist, als hörte man von seinen Lippen die kernigen Worte, eines damaligen Liedes:
„Du deutsches Vaterland,
Dir schwören wir den hohen Schwur der Treue!
Gilt’s deine Ehre, greift zum Schwert die Hand,
Gilt’s deine Freiheit, sterben wir als Freie!
Das Comité hat dem Künstler die Ausführung dieses so ganz im Geiste der Entstehung der Burschenschaft gehaltenen Entwurfs, von welchem hier eine Abbildung nach dem Modell folgt, übertragen, und mit warmer Liebe ist der Meister in Stuttgart mit der Ausführung beschäftigt.
Leider sind Auftrag und Ausführung durch mehrfache äußere Hindernisse verzögert worden und inzwischen schmerzliche Verluste eingetreten. Die gefeierten Burschen mit dem Silberhaar: Riemann und Horn starben; es starb auch in rüstiger Manneskraft der um die Denkmalssache hochverdiente Geschichtsschreiber der Burschenschaft, mein lieber Bruder Richard Keil, dem die „Gartenlaube“ (Nr. 12 des Jahrgangs von 1880) den ehrendsten Nachruf gewidmet hat.
Rasch schreitet jetzt das Denkmal seiner Vollendung entgegen. Noch fehlen zur Deckung der Kosten einige tausend Mark.
Wohlan denn, Ihr alten und jungen Burschen und Ihr Freunde der Burschenschaft und ihres patriotischen Strebens, bethätigt Eure Theilnahme für die edle Sache durch rasche Einsendung von Beiträgen, bezüglich erneuten Beiträgen an den unterzeichneten Führer der Hauptcasse, damit die Aufstellung des Denkmals, wenn nicht noch im Jahr 1882, so doch im Frühling 1883 ermöglicht werde!
Denkmalcomité und Centralausschuß werden seiner Zeit die Enthüllungsfeier beschließen und ordnen. Möge sich dann in Jena wieder ein erhebendes deutsches Fest gestalten, wie das große Burschenfest von 1865! Möge sich dort, angesichts des Landgrafenberges, dessen Schmach von 1806 durch die Tage von Leipzig und Sedan gesühnt ist, das Denkmal in würdigster Weise erheben, zu Anerkennung der patriotischen Verdienste der Begründer der deutschen Burschenschaft, zu ewiger Mahnung an die kommenden Generationen! Mögen sie, eingedenk der Mahnung, treu dem Beispiele der Männer von 1815, das Banner der deutschen Einheit und Freiheit allezeit mit opferbereiter Vaterlandsliebe hochhalten!
Weimar.Dr. Robert Keil.
- ↑ Dem Artikel des Verfassers „Zum Jubelfest des schwarz-roth-goldnen Banners“ in der „Gartenlaube“ (Jahrgang 1865, S. 506) ist eine Abbildung sowohl der Fahne wie des Schwertes beigegeben. Da viele unserer Abonnenten gegenwärtig nicht mehr im Besitz des erwähnten Jahrganges sein dürften, so geben wir die erwähnten, höchst interessanten Abbildungen auf Seite 413 wieder. D. Red.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_412.jpg&oldid=- (Version vom 14.2.2021)