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Seite:Die Gartenlaube (1880) 427.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)

noch lange nicht weit genug gegangen sind. Als einmal eine der größeren Eichen umgehauen wurde, nahm der Oberförster eine Zählung der Jahresringe vor, setzte sie da, wo das bloße Auge nicht mehr unterscheiden konnte, mit der Lupe fort und erhielt eine Summe von elfhundert Jahren – ein Resultat, das mit den amtlichen Messungen anderer Bäume übereinstimmte – nun war aber die Eiche im Inneren weiterhin verfault und in der Mitte ganz hohl – der Leser mag sich da an der Hand der Chronologie selbst ein Bild vom Alter der Hasbruch-Eichen machen.

Indeß wir so bewundernd im Walde umherwandern, hat sich die Sonne dem Horizonte genähert, und es beginnt nun ein Schauspiel von überraschender Schönheit. Während sich allenthalben in den Büschen dicht um uns schon die Dämmerung eingenistet hat, beginnen jetzt über uns die Wipfel der Bäume zu schimmern und zu leuchten. Die bleichen, todten Aeste der Kronen erglühen wie zu neuem Leben, und da, wo weit drüben im Holze eine Lichtung ist oder ein stürzender Baum eine Lücke riß, ergießt sich ein siegreicher Lichtstrom in den Wald, Büsche und Bäume in feuriger Lohe entzündend; man hat ganz den Eindruck, als sähe man aus einem dunkeln Zimmer in die Thür eines hellerleuchteten Festsaales, kurze Zeit später aber, wenn die Sonne unter den Horizont sinkt, ist es, als lösche eine Geisterhand den Purpur von Wipfel und Aesten; die Dämmerung huscht an den Stämmen empor – die Dunkelheit hält ihren Einzug, und durch die Waldnacht spinnen sich Geheimnisse von Baum zu Baum.

In dem Augenblicke, da wir uns anschicken, den ehrwürdigen Hain zu verlassen, die Seele erfüllt von Eindrücken, als hätten wir einen Blick in die früheste Geschichte unseres Vaterlandes gethan – in diesem Augenblicke übernimmt es eine mächtigere Stimme, als die unsere, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen: ein dumpfes Grollen dringt über den stillen Wald her – der Fremde würde es sich nicht deuten können, wir aber verstehen es – es sind die schweren Geschütze von Wilhelmshaven; wiederum dröhnt es herüber – und wie es der Abendwind einherträgt, der rauschend über die Wipfel streicht, da glauben wir den Flügelschlag des deutschen Adlers zu vernehmen – nicht, wie einst wohl, müssen wir gesenkten Hauptes den Blick niederschlagen unter diesen lebendigen Zeugen deutscher Vergangenheit, sondern stolz, als Söhne eines einigen, thatenstarken Volkes, blicken wir zu ihnen empor, und ihre Antwort bleibt nicht aus. Wie die germanischen Krieger einst ihre Schilde, so schlagen die altersgrauen Recken knarrend die Aeste zusammen, und ein Brausen geht durch die Tiefen des Waldes.


Blätter und Blüthen.

Nachfrage nach Vermißten. Die Bitte, welche wir im Jahrgang 1873 dem „Offenen Antwortschreiben“ unseres Mitarbeiters Theodor Kirchhoff in San Francisco auf S. 154 als Anmerkung anfügten, darf heute, nach sieben Jahren, ihrem ganzen Inhalte nach wiederholt werden, Der Zudrang von Nachfragen nach Vermißten übersteigt wieder alles Maß. Wenn der Erfolg derselben nur in irgend leidlichem Verhältniß zu dem Raume stände, den sie in Anspruch nehmen, so würden ja unsere Leser selbst, durch erfreuliche, familienbeglückende Mittheilungen mit Theilnahme erfüllt, die ihnen durch die Vermißtenlisten für andere Gegenstände entzogenen Spalten des Blattes gern opfern. Allein das ist nicht der Fall. Auf hundert Anfragen kommt oft nur eine Auskunft, und leider ist auch diese dann nicht immer so, daß man sie den Angehörigen mit einem Glückwunsch zusenden könnte.

Trotzalledem wollen wir den bei der Ausbreitung der „Gartenlaube“ über alle von Deutschen bewohnten Theile der Erde allerdings einzigen Weg zur Nachforschung nach Verschollenen unseren Lesern nicht verschließen, müssen dem Uebermaß des Zudrangs aber feste Schranken entgegenstellen. Vor allem bitten wir, erst die durch das Reich (das auswärtige Amt, die Gesandtschaften und Consulate) gebotenen Nachforschungsmittel in Anwendung zu bringen, ehe man zu uns damit kommt. Ferner werden wir alle Anfragen mit so ungenügenden dürftigen Angaben, daß sie einen Erfolg kaum möglich machen unberücksichtigt lassen; dasselbe geschieht mit den uns anonym zugesandten Anfragen und mit allen so undeutlich geschriebenen, daß die Namen nicht zu entziffern sind. Endlich erwarten wir, daß Diejenigen, deren Anfragen noch vor deren Veröffentlichung sich durch Auffinden der Spur der Vermißten erledigten, uns davon Nachricht geben. Für die Vermißten in Nordamerika benutzen wir nach wie vor die Umschläge der Heftausgabe der „Gartenlaube“, die dort eine bedeutende Verbreitung hat.

Eine Ausnahme gestatten wir uns aber: alten, armen Vätern und Müttern, welchen die Sehnsucht nach verschollenen Kindern die letzten Tage trübt, werden wir nie den Trost versagen, den sie in unserem Aufrufe nach denselben finden. – Daß wir auch den Behörden, welche in der „Gartenlaube“ das letzte Mittel für ihre Nachforschungen erkennen, nach wie vor gern gefällig sind, ist selbstverständlich.

Und somit beginnen wir eine neue Reihe von Vermißten. Möge sie von glücklichem Erfolge begleitet sein!

1) Ein junger Mann, deutscher Abkunft, in Kurrachee (Ostindien), Charles August Haller, fragt, ob Geschwister seines in Darmstadt geborenen und in Singapore gestorbenen Vaters, Maximilian Joseph August Haller, noch am Leben seien.

2) Eine Schwester, in Berlin, sucht ihren Bruder, den Gärtner Bernhard Schloer aus Wik bei Greifswald. Er ist allerdings schon vor 19 Jahren plötzlich aus Sayn bei Köln verschwunden, aber unter Umständen, die ihm Heimkehr und Nachrichtgeben verleiden konnten. Diese sind gehoben.

3) Der Brauer August Metzke aus Sprottau, dessen Spur 1867 Hamburg verloren ging, wird, einer Erbschaft wegen, von seinem Abwesenheitsvormund gesucht.

4) Eine Mutter sucht ihre Tochter, Josephine Bornert, geboren 1862 zu Straßburg im Elsaß. Das Mädchen nahm am 3. Februar 1877 auf dem Straßburger Bahnhof Abschied von der Mutter, um zu einer Verwandten in Neschwoog (?) zu reisen, ist aber nicht an diesem Orte angekommen und seitdem verschollen. Sie zeichnete sich durch hohe schlanke Gestalt, frische Gesichtsfarbe, helle blaue Augen und auffallend schönes blondes lockiges Haar aus.

5) Von Brüssel aus geht uns die Bitte einer Mutter zu, die ihr am 12. December 1866 in Köln geborenes Kind, Therese Josephine Ellerbroek, einer Schauspielerfamilie Schulze in Köln (Stockgasse 25) zur Erziehung übergab. Diese Familie zog später angeblich nach Wiesbaden und ist sammt dem Kinde seitdem für die Mutter verschollen.

6) Rud. Herm. Paul Mundt aus Stettin, am 16. October 1856 geboren, hat, seiner schwachen Augen wegen, kein Gewerbe erlernt, war in Hannover Packer, diente dann in Dresden bis Anfangs März 1877 in der Ostra-Allee Nr. 10, dann als Schreiber und Packer bei Kaufmann Richter in der Annenstraße, arbeitete darauf in Schlesien, zuletzt in der Eisenhütte von Sprottau, von wo er im Frühjahr 1879 abzog. Er hatte röthlich-blondes Haar, spitze Nase und Sommersprossen.

7) Kaufmann Christian Bruno Schneider aus Oederan, 1840 geboren, verließ 1876 eine Stelle (bei Fiedler und Lechla) in Chemnitz, um Süddeutschland zu bereisen, hielt sich in Stuttgart, Heidelberg und München auf und ist seitdem verschollen. Nach ihm fragt dringend seine Schwester Asta.

8) Eine Mutter sucht ihren Sohn. Georg Ries, geboren 1852 in Vacha an der Werra, nahm sich den Tod seines Vaters, des Thierarztes Dr. Ries, so zu Herzen, daß er als irrsinnig in die Heilanstalt zu Jena gebracht werden mußte. Nach zweijährigem Aufenthalt dort im Juni 1879 angeblich geheilt entlassen, ist er spurlos verschwunden.

9) Friedrich Weber, von Kulm in Böhmen, 1843 geboren, Maschinenschlosser, spricht deutsch, ungarisch und französisch, arbeitete 1863 in einer Dresdener Maschinenfabrik, dann, von 1864 an, vier Jahre im königlichen Kanonenguß- und Bohrhaus zu Augsburg, hierauf in einer Nähmaschinenfabrik in Wien, worauf er auf sechs Monate nach Serbien ging. Von Kragujevacz begab er sich 1870 über Galatz nach Salonichi, wo er am 11. Mai 1872 vom österreichischen Generalconsul eine Reiseunterstützung erhielt. Seitdem zum Kummer seines alten Vaters verschollen.

10) Wilhelm Halinke aus Wöhrden in Holstein, ein deutscher Seemann, wurde am 13. September 1872 in London von dem britischen Schiffe „Brooking“ entlassen und hat seinen alten Eltern seitdem keine Nachricht mehr gegeben.

11) Ein spurlos verschollener Gatte und Vater ist Georg Baerst aus Illkirch im Elsaß, wo er 1837 geboren wurde. Seit 1867 verheirathet und Vater von drei Kindern, lebte er als Beamter der Spielbank in Monaco in wohlgeordneten Verhältnissen, wird aber seit dem 4. März 1875 vermißt. Der Gedanke an ein Verbrechen liegt hier nahe.

12) Ein hülfsbedürftiger, nun über achtzig Jahre alter Vater zu Kappeln in Schleswig wurde früher, bis vor etwa drei Jahren, von seinen beiden Söhnen Georg und Christian Mackrodt regelmäßig unterstützt. Georg arbeitete in den Goldminen Australiens, Christian in Chicago. Plötzlich hörten von beiden Brüdern alle Nachrichten sammt den Unterstützungen für den verlassenen Greis auf. Wo sind die Brüder?

13) Der Eisenbahndirector Dr. j. Conrad von Wallenrodt aus Posen, 40 Jahr alt, groß, schlank, mit dunkelblondem Haar und Vollbart, hagerem Gesicht, blauen Augen und gebogener Nase, hat am 4. November 1879 in Montreux am Genfersee, wo er zur Cur eines Nervenleidens sich aufhielt, zu einem Spaziergang das Haus verlassen und ist nicht zurückgekehrt. Wir machen darauf aufmerksam, daß Herrn von Wallenrodt von seinem Arzte empfohlen war, sich eine Zeitlang in eine Anstalt für Gemüthskranke zu begeben, und daß er sich vielleicht durch eine rasche Abreise nach Italien der Möglichkeit, einer solchen Anstalt zu geführt zu werden, entziehen wollte. Möglich, daß auf der Reise die gefürchtete Geisteskrankheit zum Ausbruch kam. Doch ist auch die Möglichkeit eines Verbrechens nicht ausgeschlossen, da Herr von Wallenrodt eine bedeutende Baarschaft, goldene Uhr und Kette und werthvolle Ringe bei sich trug. In seinem Besitz befand sich auch eine Freikarte für den Bereich des Vereins deutscher Eisenbahnen Nr. 547.

14) Nur einen Todtenschein! Der Gärtner Josef Zelisko, geboren 1823 zu Neuschloß bei Kaaden in Böhmen, verließ 1866 die Herrschaft Nadwarna in Galizien, in deren Dienst er gestanden und wo er seine Frau und seine zwei Kinder zurückließ, um sich in den Donaufürstenthümern oder im südlichen Rußland eine Stelle zu suchen. Seitdem war trotz aller Bemühungen der k. k. Behörden keine Spur mehr von ihm

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_427.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)