Verschiedene: Die Gartenlaube (1880) | |
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verstreut heruntergebrochene Aeste, die, zum Theil von Rinde entlößt, Ueberresten vorweltlicher Riesenthiere gleichen.
Uebrigens sind die Kronen fast aller Eichen des Hasbruchs gebrochen, mit ganz wenigen Ausnahmen (z. B. der Friederikeneiche), aber weit entfernt, den Eindruck zu beeinträchtigen, erhöht dieser Umstand vielmehr das Bild der Großartigkeit – es sind die Fußstapfen der Jahrhunderte, welche mit ihren Stürmen darüber hingezogen sind. Auf Lichtungen stehen, dem Sturme am meisten ausgesetzt, graue verwetterte Gesellen, welche oft einen geradezu tragischen Anblick gewähren – zerzaust, zerspalten, mit zersplitterten Aesten aber fest im riesigen Stamme und das greise Haupt noch von einer spärlichen Locke grünen Laubes umweht.
Auf weichem Moosboden, in dem wir bis an die Knöchel versinken schreiten wir weiter; freilich, wenn die Zeit kommt, wo der herbstliche Himmel neugierig hineinschaut in die sonst dunklen Waldecken, wenn die Niederschlage beginnen, dann ist für den menschlichen Fuß hier kein Pfad und selbst zu Pferd schwer durch den Morast des Bodens zu gelangen; manche Stellen des Hasbruch trocknen selbst im Sommer nur bei sehr anhaltender Hitze aus; in der nassen Jahreszeit aber bildet der größte Theil einen schwer zugänglichen Sumpf.
Je tiefer wir in den Wald gelangen, desto mehr der alten Riesen tauchen um uns auf, theils aus den Büschen mit breiten Schaltern sich vordrängend, theils aus dem Moosteppich frei und hoheitsvoll auf mächtigen Wurzelknollen emporsteigend; immer feierlicher wird es rings umher. Da sind sie, die schon standen, ehe ein Karl der Große seine Waffen in diese Länder trug, und noch stehen werden, wenn die Geschichte unseres großen Jahrhunderts schon aus ferner Vergangenheit leuchtet. Während draußen die veränderliche Welt ihre bunten Kreise zog, setzten sie gelassen Ring an Ring im geheimnißvollen Zwielicht des Urwaldes; die Opferfeuer sahen sie erlöschen, die alten Götter fortziehen über das graue Meer in die Dämmerung der nordischen Heimath, fortziehen vor dem neuen Gotte aus dem fernen Morgenlande; sie sahen der Menschen Geschlechter kommen und gehen, Jahrhundert um Jahrhundert über die Erde schreiten, und immer noch setzten
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 425. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_425.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)