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Seite:Die Gartenlaube (1880) 394.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


Zum Schluß bleibt noch zu erwähnen, daß jedes dieser fünf Schiffe, deren vollständige Bemannung etwa siebenzig Mann erfordert, circa 2000 Passagiere und 465,000 Kilogramm Lasten aufnehmen kann. Ihre Fahrgeschwindigkeit beträgt stromaufwärts zwölf, dagegen stromabwärts zwanzig Werst oder circa drei deutsche Meilen pro Stunde; dabei verbrauchen die Dampfkessel zu ihrer Heizung pro Tag circa 145 Kubikmeter Holz.

Außer diesen Dampfern amerikanischen Systems verdienen die der Gesellschaft „Wolga“ erwähnt zu werden. Durch die auf diesen Schiffen herrschende Ordnung und Sauberkeit stehen sie denen der Gesellschaften „Samolott“, „Kawkas“ und „Merkurij“ etc. um Vieles voran.

Die Anzahl der auf dem Wolgagebiete existirenden Dampfer beträgt über siebenhundert, zu annähernd 87,500 Pferdekraft und mit einem Holzbedarf – bei einer jährlichen Fahrzeit von sechs Monaten – von circa 7,300,000 Cubikmeter im Werthe von 13,000,000 Rubel, ein Bedarf, wie ihn die für unerschöpflich geltenden russischen Wälder wohl nicht mehr sehr lange aushalten werden. Die Gesellschaft „Kawkas und Merkurij“ hat bereits damit den Anfang gemacht, ihre Schiffe mit den hier so wohlfeilen Naphtharückständen zu heizen. Auf dem Wolgagebiete existiren außerdem noch circa 5000 Barken, welche, der Länge nach hinter einander gestellt, eine Gesammtlänge von mehr als fünfzig deutschen Meilen und mit den Dampfern zusammen eine solche von über sechszig deutschen Meilen ergeben. Wenn man annimmt, daß mindestens drei Viertel dieser Schiffe immer unterwegs sind, so wird man sich einen annähernden Begriff von dem einzig dastehenden Handel und dem belebten Passagierverkehre auf der Wolga machen können.

Zu diesen gewaltigen Mitteln des Verkehrs flußauf- und flußabwärts standen seither diejenigen, welche die Verbindung von Ufer zu Ufer vermittelten, nicht entfernt im Verhältniß. Es ist unglaublich, aber wahr, daß auf der ganzen Strecke von 385 deutschen Meilen eine kleine bei der Stadt Twer befindliche Brücke die einzige feste Verbindung der beiden Wolga-Ufer bildete.

Ende vorigen Jahres ist nun aber eine zweite Wolga-Brücke dem Verkehr übergeben worden, und die kolossalen Dimensionen dieses Baues lassen sie als würdiges Seitenstück zu den geschilderten Riesendampfern erscheinen. Dieselbe ist auf der Sysran-Orenburger Eisenbahn zwischen den zwei bedeutenden Städten Sysran und Samara gelegen und verbindet mithin das Gouvernement Simbirsk mit dem Gouvernement Samara.

Durch zwölf Strom- und zwei Uferpfeiler getragen, hat diese Brücke eine Länge von circa 1/5 deutsche Meile, sodaß also die Entfernung von Pfeiler zu Pfeiler über hundert Meter beträgt. Wegen des im Frühjahre sehr hohen Steigens der Wolga war man gezwungen, den Pfeilern eine solche Höhe zu geben, daß selbst beim höchsten Wasserstande zum Passiren der Schiffe noch ungefähr siebenzehn Meter Raum zwischen Wasserniveau und Brücke blieb. Trotzdem müssen noch, im Falle eines sehr hohen Steigens der Wolga, die größten Dampfer ihre Schornsteine herunterlassen, um diese Stelle passiren zu können. Die Höhe der Pfeiler über dem Wasserniveau beträgt bei gewöhnlichem Wasserstande etwa dreißig Meter, neben siebenzehn Meter unter dem Wasser.

Der Bau der Pfeiler unter Wasser wurde, wie schon früher bei derartigen Brückenbanten, mittelst Caissons bewerkstelligt. Das Princip dieser Art Pfeilerbau kennen die Leser aus einem frühern Artikel („Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?“ vergl. Nr. 18 d. Jahrg.).

Ein Caisson ist ein aus Tafelblech von drei bis zehn Millimeter Stärke zusammengenieteter unten offener Cylinder, dessen Länge, Breite und Form ganz den Dimensionen des zu erbauenden Pfeilers, dessen Höhe jedoch der auf der bestimmten Stelle vorhandenen Tiefe des Wassers angemessen sein muß. Oben auf diesem Cylinder, also in dem Deckel desselben, befinden sich mehrere Oeffnungen mit Doppelthüren, die zum Hinein- und Herausschaffen von Baumaterialen etc. sowie zum Ein- und Ausgang für die darin beschäftigten Arbeiter bestimmt sind.

Hat man nun die Stelle für den zu erbauenden Pfeiler festgesetzt, so versenkt man den Caisson auf der betreffenden Stelle bis auf den Grund und pumpt dann mittelst Luftpumpen soviel Luft hinein, daß das darin befindliche Wasser nach unten herausgedrängt wird. Erst dann, wenn letzteres vollkommen geschehen, kann die Arbeit in dem Caisson beginnen. Der Pfeiler wird nun darin in der Weise aufgemauert, daß noch ein kleiner Raum zwischen Caisson und Pfeiler rund herum bleibt, um später das Herausnehmen des Caissons besser bewerkstelligen zu können. Die Leistungfähigkeit der fortwährend arbeitenden Luftpumpen muß natürlich sehr genau regulirt werden, damit nicht etwa zeitweise zu wenig oder auch wieder zu viel Luft hineinkommt. Im ersteren Falle würde das Wasser bei einem geschwächten Gegendrucke von unten hereinfließen, im letzteren die zu stark comprimirte Luft auf die Gesundheit der darin beschäftigten Arbeiter schädlich einwirken. Diese Arbeiter müssen vollkommen gesund und kräftig sein und werden zudem der anstrengenden Arbeit halber öfters während des Tages gewechselt. Trotzdem kommen Todesfälle in Folge dieser Arbeit nicht selten vor.

Was bei diesem Brückenbau ganz besonders neu war, das war die Heraufschaffung der einzelnen schmiedeeisernen, vorher fix und fertig genieteten Gitterwerke, von welcher das beigegebene Bild der im Entstehen begriffenen Brücke eine Anschauung giebt. Man stellte nämlich sieben große Barken neben einander, verband dieselben sehr fest und erbaute auf der so gebildeten Fläche ein hohes Gestell von Balken. Alsdann wurde das erste der dreizehn fertigen Gitterwerke, welche auf dem sehr hohen rechten Ufer der Wolga des Transports harrten, auf das Gestell geschafft und der ganze Koloß durch drei starke Bugsirdampfer stromaufwärts zwischen zwei fertige Pfeiler gezogen. Dort angelangt, regulirte man genau den Stand mittelst ausgeworfener Anker, ließ dann gleichmäßig in alle Barken Wasser hinein und senkte so das Ganze, bis das Gitterwerk fest an Ort und Stelle auf den Pfeilern lag. Für den Fall jedoch, daß etwa durch irgend welchen Zufall die Lage des bereits niedergelassenen Gitters eine nicht ganz erwünschte sei, war auf jeder der Barken eine Pumpe angebracht worden, mittelst deren eine große Locomobile das in die Barken hineingelassene Wasser wieder gleichmäßig herauszupumpen im Stande war. Es würde sich in Folge dessen der ganze Koloß langsam wieder gehoben haben. Erfreulicher Weise ist der Verwerthungsfall für die Vorsichtsmaßregel nicht eingetreten. Diese ganze Erleichterung einer sonst so schwierigen Arbeit durch eine höchst einfache Vorrichtung ist der glückliche Gedanke des Ober-Ingenieurs Beresin, welcher den Bau der Brücke leitete.

Nebenher sei noch bemerkt, daß der ganze Bau von einem Bau-Unternehmer aus St. Petersburg, Michailow, für die Summe von sieben Millionen Rubel Silber übernommen wurde. Das Totalgewicht des ganzen Eisenwerks stellt sich auf 6,930,000 Kilogramm.

O. Behring.



Ueber die Grausamkeiten beim Fang der Thiere.
Auch eine Thierschutzfrage.

Es liegt ein eigenthümlicher Reiz in der Ueberlistung und Verfolgung der Thiere, und je höher der Werth der letzteren ist, mit desto leidenschaftlicherem Eifer wird die Nachstellung betrieben, mit desto größerem Fleiß geben sich Verstand und Phantasie Entwürfen der Erfindung hin, um nach Möglichkeit einen Erfolg zu sichern. Wie manchem Verbannten in Sibirien hat der Zobelfang Lichtstrahlen in sein dumpfes Dasein geworfen! Aber gerade die entzündete Leidenschaft trübt das Auge für die Gesetze der Menschlichkeit und läßt die Mahnungen, welche aus dem qualvollen Gebahren mißhandelter Thiere sprechen, höchstes nur flüchtig an eine Saite des Gemüthes anschlagen.

Wie komme ich in den Besitz des schönen Pelzes, welchen dieses oder jenes Raubthier trägt? Wie schütze ich mit raschem Erfolg meinen Hasen- und Rehstand vor den Frevelthaten vierfüßiger oder beflügelter Räuber? Welche ist die beste Art, der schädlichen Nager los zu werden, die mir Haus und Hof unterwühlen und die aufbewahrten Vorräthe gefährden?

Alle diese Fragen sind wohlberechtigt, und es wäre widersinnig, wollte man dem Menschen nicht das Recht zugestehen, sowohl Maßregeln gegen die Thiere zum Schutze seines Eigenthums zu ergreifen, wie auch sich der Hingabe an den geheimnißvollen Reiz der Verfolgung gewisser Thiere zu erfreuen. Aber

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_394.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)