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Seite:Die Gartenlaube (1880) 284.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1880)


die bei der Zerstörung Jerusalems betheiligt war. Durch aufgefundene Votivsteine weist er das nach.

Der anmuthige Liebesroman von dem Geheimschreiber Eginhard und der Kaisertochter hat neuerdings eine reizvolle, vielbewunderte Darstellung von Künstlerhand gefunden. Zu Ingelheim am Rhein, wo einst das Palatium Karl’s des Großen stand, erhebt sich zur Zeit die Villa des Baron Erlanger, und ihren Hauptschmuck bilden im Innern jene Darstellungen des Offenbachers Leopold Bode, zu welchen bei ihrer Ausstellung im Städel’schen Institut in Frankfurt am Main die Menschen tausendweis drängten. Jetzt zieht jener Sagencyclus die Rheintouristen nach Ingelheim; und Viele, Viele wandern von da, wo sie das Liebesleben von Eginhard und Emma im Bilde geschaut, an ihr Grab in der einsam gelegenen Abteikirche zu Seligenstadt.


Blätter und Blüthen.




Ausgewiesen. (Abbildung Seite 273.) Eines der Bilder, die sich selbst erklären: Eine arme Familie wird auf die Straße gestoßen, weil sie den Hauszins nicht bezahlen kann. Auch von den Hauptpersonen einer solchen Scene fehlt keine, die zur Erregung unseres Mitleids und unserer bis zum Zorn verbitterten Theilnahme am harten Schicksal der Armuth nöthig sind: der brutale Gebieter, der Gensd’arm, dessen Uniform den Ort der Handlung nach Italien verlegt und in dessen Gesichtszügen die Bedauerniß mit dem Zustand der Ausgewiesenen ausgedrückt ist, ferner der gleichgültige Diener, der das Ausräumen besorgt, und endlich die Neugierde, die an der andern Thür lauscht – man sieht nicht, mit welchen Gefühlen; – und diesen gegenüber der nur mit dem Nothwendigsten bekleidete Mann mit der geballten Faust, das weinende Weib, das frierende Kind und die verjagte Katze – und damit nichts fehle, was die Situation gehässig machen kann, so muß auch noch ein heftiger Regen das Hab und Gut der Armen auf der Straße durchnässen und verderben. Viele sehen vielleicht dieses Bild an und sagen: „Etwas Neues bringt es eben nicht.“ Nein, leider ist das nichts Neues, ja, dieses Elend der Armuth ist sogar etwas sehr Altes – aber wahrlich nicht zur Ehre der Menschheit. Wenn solche Bilder an die Pflicht mahnen, sie selbst durch die mehr und mehr vereint wirkende Thatkraft wahrer Menschenfreunde immer seltener zu machen, so haben sie ja einen Zweck, dessen Erreichung auch die drastischeste Darstellung solcher Scenen entschuldigt.



Eine seltene Frau. Am 6. April starb zu Altenburg Auguste Herz, geboren den 8. Juni 1824 zu Leipzig als Tochter des Mechanikus Kachler, seit 1843 Gattin des Dr. Heinrich Herz, der 1849 als Theilnehmer an dem Maikampfe in Dresden zum Tode verurtheilt und zu acht Jahren Landesgefängniß begnadigt ward, die er jedoch nur zur Hälfte verbüßte – und zwar in Hubertusburg. Während dieser langen Verwaistheit der Familie mußte die Frau selbst für sich und ihre fünf kleinen Kinder sorgen. Als eine der ersten Schülerinnen Friedrich Fröbel’s, dessen Methode sie in Keilhau studirt, errichtete sie mit Hülfe der damaligen demokratischen Partei den „ersten Volkskindergarten“ in Dresden und hielt Vorträge zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen. Nach einiger Zeit schloß aber die Polizei diese Anstalt als „staatsgefährlich“.

Durch Schriftstellern („Hauserziehung und Kindergarten“), Musikstunden sie war eine Schülerin Friedrich Wieck’s – Turnunterricht etc.; erhielt sie ihre Familie, bis sie mit dem ihr zurückgegebenen Gatten eine Anstalt für blödsinnige Kinder in Meißen gründete. Als diese durch den Krieg und die Cholera von 1866 zurückging, ergänzte sie ihre Kenntnisse durch Privatstudien bei Professor Bock in Leipzig und erhielt von ihm ein treffliches zur Ausübung orthopädischer Curen genügendes Zeugniß. Sie betrieb zuerst in Dresden diese Praxis und dann in Altenburg, wo ihr Gemahl eine Erziehungsanstalt für Knaben übernahm. Dort ward sie für Gymnastik und Orthopädie am herzoglichen Fräuleinstift engagirt und errichtete nebenbei einen Cursaal. Das Vertrauen, welches ihr die herzogliche Familie wegen glücklicher Curen schenkte, trug ihren Ruf auch an andere Höfe und führte ihr, der einstigen „staatsgefährlichen Demokratin“, Patienten höchsten Ranges zu. Im Kriege 1870–1871 zeichnete sie sich bei der Ankunft der Verwundeten wie im Lazareth so aus, daß sie den Orden des Eisernen Kreuzes, ebenso andere Orden und viele Auszeichnungen erhielt. Selbst der Schlachtendenker Moltke ehrte sie 1874 bei einer besonderen Veranlassung durch eigenhändiges Ueberreichen eines Lorbeerkranzes.

Viele von ihr Geheilte und die ganze Stadt erwiesen ihr bei ihrem Begräbnisse noch die größten Ehren, und Hunderte von Armen Altenburgs, deren Kindern sie unentgeltlich mit Rath und That beistand, segnen ihr Andenken. Ihr Gatte und neun erwachsene Kinder überleben sie.



Das Hören durch die Zähne und das Audiphon. Seit der Entdeckung von Telephon und Mikrophon wird häufig die Frage laut, ob denn diese Erfindungen nichts zur Milderung des schweren Gebrechens der Taubheit beitragen können? Man antwortet darauf am besten folgendermaßen: Wenn die Taubheit eine Folge der Arbeitseinstellung des Hörnerven und der inneren Organe ist, kann kein Mittel etwas helfen, während, wenn nur Verletzung des Trommelfells oder der äußern Gehörswerkzeuge vorliegt, der Fehler am besten durch mechanische Mittel (sogenannte künstliche Trommelfelle und dergleichen) vermindert werden kann. Die Natur des vorliegenden Uebels und das beste Mittel zur Abhülfe kann aber stets nur der Ohrenarzt angeben. Auf ein sehr eigenthümliches Mittel für diejenigen nicht seltenen Fälle, in denen blos Trommelfell und Gehörknöchelchen nicht in Ordnung sind, ist man schon seit längerer Zeit aufmerksam geworden: das Mittel besteht nämlich darin, daß die Schallschwingungen durch Mund, Zähne und Kopfknochen zu dem Hörnerven geleitet werden – ist es doch bekannt, daß manche schwerhörige Personen den Mund öffnen, um besser zu hören. Ein sehr gutes Mittel ist in dieser Richtung das seit langer Zeit bekannte Straßentelephon, ein Holz- oder Pappcylinder, dessen eine Oeffnung mit einer straffen Leder- oder Gummimembran bespannt ist; ein von der Mitte der letzteren ausgehender Fäden leitet den Schall. Wenn ein Schwerhöriger, dessen innere Gehörswerkzeuge noch thätig sind, das Ende dieses Fadens zwischen den Zähnen faßt, so wird er noch in ziemlicher Entfernung verstehen, was Jemand in diesen ureinfachen Apparat hineinspricht, der vielen Schwerhörigen bessere Dienste leisten wird, als das Hörrohr.

Auf ähnlichen Grundsätzen beruht auch ein neu empfohlener Apparat, den R. G. Rhodes in Chicago kürzlich erdacht und „Audiphon“ genannt hat. Derselbe besteht aus einem dünnen, etwas über handlangen und breiten Hartgummi-Blatt, welches wie ein Palmenblattfächer auf einem Handgriff befestigt ist und durch einige Fäden bogenförmig gespannt wird. Wenn man die Spitze dieses Fächers an die obere Kinnlade lehnt, so soll man, die gewölbte Seite nach außen gekehrt, unter den eben erwähnten Verhältnissen sehr viel besser hören als sonst.

Professor Colladon in Genf hat gefunden, daß dieses Instrument sehr vortheilhaft durch ein gleichschenkliges Dreieck von achtzehn Zoll Höhe bei zehn Zoll Grundlinie aus der elastischen, zur Appretur der Seiden- und Wollenwaaren gebrauchten Glanzpappe ersetzt wird, welches Dreieck sich Jeder für ein paar Pfennig herstellen kann. Wenn man dieses Pappdreieck an der Basis mit der Hand erfaßt und seine gefirnißte Spitze so gegen die Zähne stemmt (respective mit denselben festhält), daß ein gegen die Schallquelle gerichteter Bogen entsteht, so hört man; bei nicht völliger Vernichtung des innern Organs unter allen Umständen besser. Professor Colladon hat in Taubstummenhäusern sehr günstige Resultate von dieser höchst einfachen Vorrichtung beobachtet, welche letztere wenn schwarz lackirt, sehr wenig von dunkler Kleidung absticht und sowohl Musik wie Sprache selbst beinahe tauben Personen zugänglich machte. Es ist ein künstliches, vor dem Munde aufgespanntes Trommelfell, dessen Gehörknöchelchen, hier die Zähne, die von ihm mit breiter Fläche aufgefangene Schallerschütterung zu dem „innern Ohr“ leiten.


Ein allgemeines sachliches Inhaltsverzeichnis über die fünfundzwanzig unter Ernst Keil’s Redaktion erschienenen Jahrgänge der „Gartenlaube“. Von Friedrich Hofmann.

Die Nothwendigkeit der Herstellung eines Generalregisters über die ersten fünfundzwanzig Bände der „Gartenlaube“ ist schon von vielen Besitzern einer großen Anzahl von Bänden unserer Zeitschrift empfunden und brieflich gegen uns geäußert worden. Zwar besteht bereits ein „Ausführliches Sachregister der ‚Gartenlaube‘“ vom ersten bis fünfzehnten Jahrgange (1853 bis 1867), und man könnte der Ansicht sein, es genüge eine Fortsetzung dieses Registers bis zum fünfundzwanzigsten Jahrgange, 1877. Dem widerspricht jedoch Zweierlei.

Erstens – müssen wir den Hauptfehler des früheren Registers vermeiden, welcher darin besteht, daß dort häufig das Stichwort den Artikelüberschriften entnommen ist, welche den Gegenstand der Aufsätze nicht immer in seiner nackten Sachlichkeit angeben, sondern ihn oft in eine halb durchsichtige Verhüllung kleiden. Damit war mancher Gegenstand für den nicht mit der zufälligen Ueberschrift des betreffenden Aufsatzes Bekannten unfindbar. Dem gegenüber machen wir es uns für das neue Verzeichniß zum Gesetz, als Stichwort uns die wahren Sachbezeichnungen und Namen dienen zu lassen, hinter welchen wir jedoch die in der „Gartenlaube“ selbst gewählten Ueberschriften eingeklammert folgen lassen.

Zweitens – ist es unser Plan, in unserm Register den ganzen Reichthum an Wissensgegenständen darzulegen, welcher in Jahrgängen der „Gartenlaube“ enthalten ist und zum großen Theile, weil nur gelegentlich mitgetheilt und deshalb früher nicht registrirt, nutzlos, begraben liegt. Jeder aufmerksame Leser weiß, daß in den meisten der größeren Artikel und selbst in mancher Mittheilung unter „Blätter und Blüthen“ einzelne Besonderheiten, Gegenstände, Thatsachen, Personen etc. mit mehr oder weniger Ausführlichkeit mit behandelt werden, ohne daß das Stichwort uns dieselben hier ahnen und suchen läßt. Diese Wissensschätze für den Leser zu heben, indem wir ihre Stichworte denen der übrigen Artikel einreihen, ist eine Hauptaufgabe unseres Registers.

Wie die „Gartenlaube“ ihre Stoffe aus allen Gebieten des menschlichen Wissens, Wirkens und Könnens genommen, so weist das auf die beschriebene Weise vervollständigte Register den Lesern nach, daß ihre „Gartenlaube“ ihnen den Reichthum eines Conversationslexikons bietet, nur daß sie in anmuthigerer Form ihre Belehrungen giebt und den Schmuck von etwa 3000 Illustrationen als Zugabe bringt. Kommt auch dieser Vortheil vollständig nur Denen zu Gute, welche die glücklichen Besitzer von allen Jahrgängen der „Gartenlaube“ aus dem ersten Vierteljahrhundert ihres Bestehens sind, so empfinden doch auch Diejenigen die Wohlthat des Registers, welche nur eine kürzere Reihe von Bänden um Rath fragen können; denn auch ihnen wird der volle Inhalt derselben erst durch das Register zu einem jederzeit und in jedem Theile nutzbaren.

Dem Sachregister schließt sich ein Illustrations- und, auf vielfach ausgesprochenen Wunsch, auch ein Mitarbeiter-Verzeichniß an, welch letzteres die Namen der Schriftsteller und Künstler des Blattes aus den fünfundzwanzig Jahrgängen aufführt.

Die Verlagshandlung von Ernst Keil.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1880). Leipzig: Ernst Keil, 1880, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1880)_284.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)